China in strategischer Rivalität mit den USA ?

Strategische Rivalität USA-China  unvermeidlich?

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Objektiv gerät China und die USA immer dann in Rivalität, wenn es sich von den Vereinigten Staaten in verschiedenen Weltregionen in seiner Entwicklung und Entfaltung behindert fühlt.

Aufgrund des dynamischen und wirtschaftlichen Wachstums und der günstigen Rahmenbedingungen für Investitionen von privatem Kapital wird sich ein Schwerpunkt der Weltwirtschaft nach Ostasien und in den asiatischen Teil der pazifischen Region verlagern. Eine Verschiebung der politischen Kräfteverhältnisse in der Welt zugunsten der Schwellen- und Entwicklungsländern deutet sich schon an beim Scheitern der „ panamerikanischen Freihandelszone“FTAA, die unter Führung der USA den ganzen amerikanischen Kontinent umspannen sollte. Ein eher bedeutungsloses Dasein fristet auch die „pazifischen Freihandelszone“ APEC, die als Brücke konzipiert war zwischen Asien und dem USA-dominierten, amerikanischen Kontinent. Sichtbar werden die neuen Machtverschiebungen beim weltweiten, regionalen Aufbau von Freihandelszonen und beim jüngsten Scheitern der Doha-Runde für einen neoliberalisierten freien Welthandel im Sinne der Industrienationen.

Dem gegenüber sind große Fortschritte zu verzeichnen bei den Integrationsbemühungen der südostasiatischen ASEAN, der ASEAN+3 und beim Aufbau einer „Ostasiatischen Gemeinschaft“ unter Einschluss von China, Indien und Japan.

In Südamerika formiert sich eine regionale Freihandelszone und ein Staatenbund lateinamerikanischer Länder, der Mercusor. Brasilien hat mit Indien in der G20, einem Zusammenschluß von Schwellen- und Entwicklungsländer, in den Auseinandersetzungen mit den Industrieländern eine führende Rolle übernommen. China hält sich bei den Streitereien zwischen den Schwellen- und Entwicklungsländern und den Industriestaaten auf der internationalen Ebene eher vornehm zurück.

In Zentralasien hat sich ein Staatenbündnis formiert, das von Moskau bis Peking reicht und die energie- und rohstoffreichen zentralasiatischen Staaten einschließt. Die „Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit“ (SOC) repräsentiert nach der Bevölkerungszahl  die halbe Menschheit und ist für viele Nachbarstaaten, besonders in wirtschaftlicher Hinsicht, zunehmend attraktiv.

Auch Europa richtet den Blick verstärkt nach Osten über Indien bis hin zum Land der Mitte, denn dort entstehen das Potential und die Dynamik des weltweiten Wirtschaftswachstums.

Die Länder drängen nach vorne und es erinnert ein wenig an den unbändigen Aufbruch Deutschlands und Japans nach dem Eintritt ins 20. Jahrhundert. Die wirtschaftliche und politische Dynamik dieser mit Macht  aufstrebenden Länder mündete schließlich 1914 in den „Ersten Weltkrieg“ und konnte nur mit Waffengewalt unter Kontrolle gebracht werden.

 

 

Rivalität unvermeidbar?

Auch heute stoßen gewaltig wachsende Schwellenländer, wie Indien und China, in ihrem Energie- und Rohstoffhunger überall an Grenzen, die von den bisher Mächtigen gezogen wurden.Die USA haben sich über alle Maße militärisch hochgerüstet und bestreiten über vierzig Prozent der weltweiten Ausgaben für Militär und Rüstung. Sie sind in den „Krieg gegen den internationalen Terrorismus“ gezogen und haben überall in der Welt Stellung bezogen, wo sie ihre Einflusssphären bedroht sehen.

 

Militärisch sichern sie das weltweit größte Lager von Ölvorkommen im Nahen und Mittleren Osten und haben Afghanistan in der Nachbarschaft der ölreichen Länder Zentralasiens gemeinsam mit der Nato besetzt. Die Nato haben sie in Europa bis an die Grenze Russlands vorgeschoben und in Ostasien, südlich vom chinesischen Festland sind 20000 Tausend, atomarbewaffnete US-Militärs in Südkorea stationiert. Den Iran setzen sie mit der Androhung von Gewalt unter Druck. Die USA installieren gemeinsam mit Japan direkt vor der chinesischen Ostküste ein Abwehrsystem gegen die atomare Bedrohung, die von Nordkorea ausgehen soll.

Entlang dieser Linie, die sich von der Westküste Russlands über die Ölländer des Nahen Ostens und Zentralasiens bis nach China hinzieht, haben die USA die „Achse des Bösen“ gezogen und die „Schurkenstaaten“ Irak, Iran, Afghanistan und Nordkorea identifiziert, die nach atomarer Bewaffnung streben oder schon über Atomwaffen verfügen.

 

Vereinzelt wird die Gründung einer Nordatlantischen Freihandelszone zwischen Nordamerika und Europa vorgeschlagen, nachdem die USA weltweit immer mehr politisch und ökonomisch in die Devensive geraten sind. Das aber wäre nicht nur ein Affront gegen die Länder der „Dritten Welt“, sondern die Spaltung der Welt bedeuten in „reiche“ Industrieländer mit dem Kristallisationskern der G7 (USA, Kanada, Japan, England, Deutschland, Frankreich und Italien) auf der einen Seite und den aufstrebenden Schwellen- und Entwicklungsländer auf der anderen.

„In Sachen Wachstum hat China unter den großen Ländern die beste Performance hingelegt und in der Überwindung der Ostasienkrise das beste Management und flexibles Reaktionsvermögen bewiesen“, fasst Joseph Stieglitz, Nobelpreisträger für Ökonomie, den Erfolg Chinas zusammen. Das Land ist bedeutender und unentbehrlicher Bestandteil der Globalisierung und der internationalen Arbeitsteilung geworden. Niemand kann an den neuen Machtverhältnissen etwas ändern. Viele glauben in China ein Vorbild für viele Länder der „Dritten Welt“ zu erkennen.

 

Im Weltfinanz- und Weltwirtschaftssystem ist China zum Teil symbiotische Abhängigkeiten eingegangen mit seinen Nachbarn und mit Industriestaaten und Schwellenländern. Besonders im Verhältnis zu den USA zeigt sich, dass China nicht unbedingt der schwächere, abhängige Partner ist. Chinas nutzt seine Möglichkeiten in einer globalisierten Welt geschickt zu seinem Vorteil und läßt sich weder vom US-Finanzministerium noch von internationalen Banken und Investoren etwas vorschreiben.

 

China läßt sich nicht das angloamerikanische Regime des neoliberalisierten Welthandels aufzwingen, sondern hält sein Konzept einer „sozialistischen Marktwirtschaft“ dagegen. Es treibt weltweiten Handel und Kooperation mit andern Ländern, hoffentlich immer zum gegenseitigen Vorteil und Nutzen.

 

China gibt sich betont friedlich. Außer der zeitlich eng befristeten Strafaktion gegen Vietnam hat es seit über 50 Jahren keine Kriege geführt. Heute bewegt sich die chinesische Diplomatie wie auf Samtpfoten. Aus grundsätzlichen Erwägungen heraus hält China seit Jahrzehnten am „Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten“ eines Landes fest. Für die chinesische Außenpolitik ist es keine Option, Regimewechsel wie im Irak notfalls auch militärisch zu erzwingen oder sein Verständnis von „Freiheit, Demokratie und Menschenrechten“ zu exportieren.

Wegen seines Energieabkommens mit der Regierung im Sudan bekommt es deshalb den Vorwurf der USA zu hören, es unterstütze menschenverachtende Regimes aus niederen ökonomischen Beweggründen. China nimmt diese Anklagen zur Kenntnis und verweist auf das Prinzip der Nichteinmischung. Seine Wirtschaft ist aus lebenswichtigen Gründen auf Rohstoffe und Energie angewiesen.

 

Wichtige politische Kreise in der USA betrachten China heute schon als „strategischen Rivalen“. Schon immer haben sie versucht, China mit einer Politik der Eindämmung und militärischen Einkreisung klein zu halten.

 

Militärisch voll einsame Spitze

 

–  In Südkorea steht bis heute ein atombewaffnetes Kontingent amerikanischer Truppen als Ergebnis der Teilung Koreas in Nord- und Südkorea nach dem Koreakrieg vor über 50 Jahre, als die USA und China auf koreanischen Boden gegeneinander Krieg geführt haben. Bis heute wurde noch kein Friedensvertrag unterschrieben.

–  Nordkorea, dessen Territorium an China grenzt, steht auf der Liste der US-amerikanischen „Achse des Bösen“ ganz oben, ebenso wie Iran, mit dem China milliardenschwere, langfristige Energieabkommen abgeschlossen hat.

–  Nahe der Grenze zu China stehen in Afghanistan amerikanische Truppen im Kampf gegen den „ internationalen Terrorismus “, ebenso wie in Kasachstan, das mit China eine gemeinsame Grenze hat und es bald über eine Pipeline direkt mit Erdgas versorgen wird.

–  Der Konfliktherd Taiwan wird von den USA auf niedriger Flamme gehalten. Vielleicht wird die seit jeher zu China gehörende Insel, die auch heute wieder wirtschaftlich sehr eng mit dem chinesischen Festland verbunden ist, von den USA in Zukunft noch einmal als willkommener Streitapfel oder auch als Faustpfand benötigt.

 

Überall da, wo China gemeinsame Interessen mit seinen Nachbarn und mit vielen andern Ländern entwickeln und ausbauen möchte, waren die USA schon vorher. Für ihre Präsenz gelegentlich Gründe vor, wie „Terroristenbekämpfung“ oder „Verhinderung der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen“ oder auch den „Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen“.

Den ganzen Erdball haben sie mit einem Netz von Militärstützpunkten und Unternehmensniederlassungen überzogen. Die Vereinigten Staaten lassen China oft keine andere Wahl, als immer da nachzusetzen, wo die amerikanische Position geschwächt ist oder, wo gar ein Vakuum entstanden ist, wie etwa in Afrika, dem „vergessenen Kontinent“.

 

Vor etwa hundert Jahren betraten die aufstrebenden Wirtschaftsmächte Deutschland im europäischen Raum und Japan in Ostasien mit Macht die weltpolitische Bühne und forderten ihre Geltung gegenüber den herrschenden Mächten ein. Schon damals waren die USA eine beherrschende Weltmacht, die mit Großbritannien zusammen, neben anderen Staaten wie Russland und Frankreich, bereits ihre Einflusssphären abgesteckt hatte. 

       Eine solche Situation birgt immer Gefahren für den Weltfrieden.

 

Heute setzt China friedlich vorwiegend auf ökonomische Stärke, in einer Welt, in der die USA als die einzige verbliebene Supermacht aus historischen Gründen noch immer das  Sagen haben.

Chinas militärische Nachrüstung wirkt im Vergleich zu dem überall präsenten Militärapparat der USA eher bescheiden.

 

Ein Land aber, das wirtschaftlich mächtig ist, kann sich technologisch und auf der Grundlage der Produktivität der Wirtschaft schnell in die Lage versetzen, auch militärisch zu erstarken, wenn es sich bedroht fühlt.

 

Europa sollte sich den USA nicht anschließen, wenn diese sich auf eine strategische Rivalität mit China einlassen.

 

Europa kann nur gewinnen, wenn es mit China und anderen Schwellenländern freundschaftliche und kooperative Wirtschaftsbeziehungen unterhält, die zu beiderseitigem Nutzen und Vorteil sind.

 

Es tut mir für die Chinesen leid…

…wenn in China und anderen Wachstums- und Entwicklungsländern viele Menschen oft unter so harten Bedingungen leben und arbeiten müssen…
Man kann aber nicht per Dekret von oben Wohlstand, Gerechtigkeit, Gleichheit verordnen. Dieses Experiment ist in Russland und China schon vor Jahren gescheitert, unter Schmerzen.

In der gegenwärtigen Situation gibt es in China und anderen Wachstumsländern eine neue Art von „New Economy“, einen neuen Weg, die Kapitalbesitzer nicht zu enteignen, sondern die kapitalistischen Produktionsverhältnisse zu nutzen, sich ihrer zu bedienen, um ähnliche oder gar gleiche Ziel zum Wohle von Gesellschaft und Volkswirtschaft zu erreichen. Kapitalismus darf nicht wild wuchern. Der „Freie Markt“ darf nicht herrschen. Nicht der Gewinn ist das Maß aller Dinge.

Heute steht die Entwicklung der Volkswirtschaften von bisher zu kurz gekommenen Ländern auf der weltpolitischen Agenda.

Heute bietet sich für einen Großteil der bisher zurückgebliebenen und vernachlässigten Volkswirtschaften die einmalige Gelegenheit, in kurzer Zeit wirtschaftlich aufzuschließen, wenn sie „Globalisierung“ bewusst nutzen und verantwortungsvoll zähmen. Es könnte zu aller Nutzen sein.

Es waren einmal die internationalen, ausländischen Konzerne, die mit dem Bau ihrer Fabriken in China auch einen krassen Raubtierkapitalismus eingeführt haben. Die Chinesen ließen es geduldig geschehen, zumal ein nicht kleiner Teil der chinesischen Bevölkerung davon profitierte. Aber sie ließen es nicht in Kumpanei, wie die Scheichs und Marionetten, geschehen, sondern auf die feine chinesische Art. Zunächst ließ man geschickter Weise die ausländischen Unternehmen sich austoben, denn genau deshalb waren sie in Scharen gekommen.

> Wegen der Armut im Lande.
> Wegen der niedrigen Löhne und Lohnnebenkosten.
> Wegen des fehlenden sozialen Netzes.
> Wegen der fehlenden Umweltauflagen, und, und, und.

Das darf man nicht vergessen ( Heute wird scheinheilig so getan, als habe man damit absolut nichts zu tun. Das sei eine reine innerchinesische Angelegenheit, die Misswirtschaft von Parteibonzen und natürlich öffentlich zu beklagen. Weit gefehlt.).

Man ließ die ausländischen Konzerne sich zunächst austoben, denn es schien eine einmalige und einzigartige Gelegenheit gekommen, das Land in kürzester Zeit von einem Entwicklungsland, zu einem Schwellenland und dann Industriestaat zu puschen. Natürlich kann das nur unter Schmerzen geschehen. Eben zunächst Kapitalismus pur. Die Strategie scheint aufzugehen. Kaum einer hat es gemerkt.

Im Laufe einer vorherrschenden neoliberalen „Globalisierung“ anglo- amerikanischer Prägung entstanden sogenannte „globale Ungleichgewichte“ mit riesigen Handels- und Leistungsbilanzdefiziten und ebenso riesigen Währungsreserven auf der anderen Seite. Sie spiegeln eine weltweite Arbeitsteilung wider, unter der auch die Chinesen zunehmend leiden, da sie sich auch im Lande negativ auswirken. Es sind die Unterschiede

– zwischen Arm und Reich (vorher gab es fast nur Arme, die vielen Reichen sind erst im Zuge der Industrialisierung entstanden, übrigens: die 100 reichsten Chinesen besitzen gerade mal zusammen so viel, wie Bill Gates und der US-Investor Warren Buffett jeder für sich, bemerkenswert: Die beiden reichsten Welt- und US-Bürger haben sich freiwillig und höchstpersönlich selbst „enteignet“ und den Großteil ihres Besitzes in eine wohltätige Stiftung namens Melinda & Bill Gates-Stiftung überführt, die damit einen Kapitalstock von über 60 000 000 000 Milliarden US- Dollar verwaltet und ein mehrfaches Mehr an „Entwicklungshilfe“ leistet, als der gesamte amerikanische Staat inklusive Regierung zusammen genommen, sehr lobenswert: Buffett stiftete 31 000 000 000 US-Dollar in die Gates- Foundation, unerhört: Mega-Kapitalisten, die sich selbst „enteignen“: IKEA- Gründer Ingvar Kampart stiftete der niederländischen Stichting- INGKA- Foundation 36 000 000 000 Dollar, erstaunlich: Die reichsten Kapitalisten der Welt („Onkel Dagoberts“) haben sich ihre Menschlichkeit und ihr Mitgefühl für den Rest der Welt bewahrt, fraglich: wie das die anderen Fobes „Top 500“ und die US-Administration finden, wenn das um sich greift, beschämend: die Anhäufung von Reichtum einzelner Erdenbewohner ist angesichts von so viel Elend in der Welt so unmoralisch und himmelschreiend geworden, dass die mit Reichtum Gesegneten ein schlechtes Gewissen bekommen und freiwillig teilen.),

– zwischen Stadt und Land (Wirtschaftswachstum und Sonderwirtschafts-zonen entstanden zunächst in den Küstengebieten im Süd-Osten Chinas, wohin 120 Millionen Wanderarbeiter aus den zurückgebliebenen Regionen auf der Suche nach Arbeit strömen.),

– zwischen rücksichtslosem Wirtschaftswachstum und dem Bedürfnis nach einer sauberen Umwelt und einer Schonung der Ressourcen (Die Umwelt wurde erst durch die zügellose Industrialisierung verdreckt. Es fehlten Umweltstandards, wofür auch? Anfangs gab es noch keine industriellen Dreckschleudern.).

Zunächst hatten die ausländischen Unternehmen das Sagen und man ließ sie gewähren. Es ging nicht anders, sonst wären sie weitergezogen. Sie brachten Millionen Arbeitplätze ins Land, die es vorher nicht gab. Sie brachten Maschinen, die man vorher nicht kannte. Sie brachten Technologie, die vom feinsten war. Das alles taten die Unternehmen und Investoren nicht aus Nächstenliebe, sondern unter massiven ökonomischen Zwängen, denen weltweiter Wettbewerb ausgeliefert ist.

Bei Strafe des Untergangs müssen sie Gewinne machen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Man ließ die ausländischen Konzerne also zunächst gewähren, obwohl sie nur schnelle, kurzfristige Gewinne im Kopf hatten. Langfristiges, nachhaltiges Wirtschaften ist ihnen fremd. Im Nachhinein betrachtet, war das nicht klug, denn so schufen sie sich mit Macht die eigenen Konkurrenten.
Die Chinesen hatten immer peinlichst darauf geachtet, das Direktinvestitionen ins Land kamen. Die waren nicht so flüchtig, wie liquides Kapital ist, wenn Verluste drohen.

Die Einbindung ausländischen Kapitals in „Unternehmensbeteiligungen“, in „Joint Ventures“ und „Mehrheitsbeteiligungen“ waren geschickte und wirksame, wirtschaftspolitische Konzepte, um ausländisches Kapital zu binden und für den Aufbau der Volkswirtschaft zu nutzen.

Heute ist China in der Lage, auf dem Weltmarkt mit eigenen Produkten gegen weltweit aufgestellte Konzerne und „Global Player“ anzutreten. Den weltweiten Markt für nützliche Gebrauchsgüter, die auch für Verbraucher mit kleinem Geldbeutel erschwinglich und dabei noch von hoher Qualität sind, beherrschen chinesische Unternehmen schon heute mit der Produktion von Kleidung, Schuhen, Kinderspielzeug, Kühlschränken, Fernsehern, Computerhardware.
Eine chinesische (und indische, indonesische, brasilianische) Besonderheit ist es, dass die Märkte der Schwellen- und Entwicklungsländer zum großen Teil die weltweiten Verbrauchermärkte, die Zukunftsmärkte sind, die zudem noch lange nicht gesättigt und dynamisch und entwicklungsfähig sind. Das ist ein „Heimvorteil“, den die chinesischen Unternehmen mit Hilfe der Regierung geschickt ausspielen, während ausländische Unternehmen erst vor Ort Tritt fassen müssen. Deswegen produzieren diese jetzt immer mehr da, wo ihre zukünftigen Kunden sind, die bis heute noch für sie arbeiten.

Die Auslagerung von Arbeitsplätzen und auch von fortgeschrittener Technologie wird in Zukunft zwangsläufig weitergehen, so Gott will und keine wirtschaftlichen und politischen Konflikte mit kriegerischen Auseinandersetzungen dazwischen kommen.

Gegenüber den USA mit einer Bevölkerung von 300 Mio. und einem Militärbudget von grob geschätzten 400 Milliarden US-Dollar, die fast 40% der weltweiten Militärausgaben ausmachen, wirkt das chinesische Militärbudget von 30-50 Milliarden bei einer Bevölkerung von 1300 Millionen eher bescheiden.

China ist natürlicherweise an Stabilität und Kontinuität in der Weltwirtschaft interessiert und strebt „Harmonie“ im Innern und nach Außen an. Das Ziel ist die Entwicklung der Volkswirtschaft, die Entwicklung des Binnenmarktes und der Aufbau der materiellen und sozialen Infrastruktur im ganzen Land, in dem jeder sechste Erdenbürger lebt. Das Potential ist vorhanden, wenn eines Tages das Kredit- und Konsum getriebene Wachstum in den USA an seine Grenzen stößt, der US-Markt gesättigt ist und China seine Export orientierte Warenproduktion in den riesigen, eigenen Binnenmarkt umleiten wird. Binnenmärkte entstehen aber nur, wenn die Verbraucher über genügend Kaufkraft verfügen. Mit steigender Produktivität werden Löhne und Gehälter steigen müssen.

Das ist die gute Nachricht. Wachstumsmärkte sind im Entstehen genau in den Ländern, die bisher die benachteiligten waren. Es besteht die Hoffnung auf weniger Armut und mehr Wohlstand in der Welt.

Und das Beste ist, dass es rein ökonomisch gesehen gar keinen anderen Weg gibt. Die weltweiten kapitalistischen Produktionsverhältnisse treiben im Zuge der neoliberaler Globalisierung in diese Richtung. Aber nicht automatisch. Automatisch entstehen im Zuge der Globalisierung angloamerikanischer Prägung immer größere „Ungleichgewichte“, sowohl auf globaler Ebene, wie auch in den einzelnen Ländern, die sich im schlimmsten Fall in einer harten Korrektur entladen können mit Arbeitslosigkeit, Depression und politischen Unruhen innerhalb der Länder und zwischen den Völkern.

Globalisierung zähmen wird immer dringender und scheint zunehmend machbarer, da das der einzig gangbare Weg zu sein scheint, um die naturwüchsig weitertreibenden „globalen Ungleichgewichte“ zu reduzieren.
Verantwortungsvolles, internationales Handeln, verbindliche Regeln, bindende Normen und ein friedliches Umfeld sind unverzichtbar.

Die chinesische Regierung hat mit ihrem „Fünf-Jahresplan“ vom März 2006 die Weichen gestellt und die nötigen Korrekturen eingeleitet.

An erster Stelle steht nicht mehr das wirtschaftliche Wachstum, sondern die Reduzierung der Widersprüche im Lande zwischen Arm und Reich, zwischen den wohlhabenden, städtischen Ostküstengebieten und den zurückgebliebenen ländlichen Regionen, zwischen dem Recht auf eine gesunde Umwelt und dem schonungsvollen Umgang mit den Ressourcen des Landes und einem hemmungslosen Wachstumskurs.

Brennende Fragen der Globalisierung

Franz Bernhard Nolte Bremen April 2007

Brennende Fragen der Globalisierung

Bremen April 2007
Franz Bernhard Nolte

https://franznolte.typepad.com/blog/2013/05/globale-ungleichgewichte-brennende-fragen-der-globalisierung-.html

„new global economy and order“ emerging…
https://globalisierungfranznolte.blogspot.com/

What happened 2007 to 2018 ?

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China in strategischer Rivalitaet mit USA?
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Quo Vadis Europa?

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Die Richtung stimmt doch Krieg ist toedlich…

What happened in 2007 to 2018?

Nie wieder Krieg! Putin verstehen. Lügen erkennen.
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BRICS/SCO/EEU-Gipfel als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer neuen multipolaren Weltordnung

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Wie Russland den globalen Kräftestand ausgleicht
https://neweconomy624100749.wordpress.com/

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Worauf sich der Westen vorbereiten muss

Das Astana-Abkommen, die S-400 und der Albtraum von Nicholas J. Spykman 18.09.2018

18.09.2018
https://de.rt.com/1mu4
von Murat Kılıç

Der letzte Gipfel in Teheran, mit den Garantiemächten Türkei, Russland und Iran im Rahmen des Astana-Abkommens, wird von Verfechtern des „transatlantischen Bündnisses“ als gescheitert bewertet. Doch das ist vielmehr ein Wunschdenken bestimmter Kreise…

Faktum ist, dass – seit dem Beschluss von Astana und mit dessen Vertiefung bei den folgenden Gipfeltreffen – der „Westen“ in der Levante (dem östlichen Mittelmeerraum) an Einfluss verloren hat.
Nur ein Zerwürfnis der drei Garantiemächte des Astana-Abkommens würde den „Westen“ wieder ins Spiel bringen. Vor allem die russisch-türkische Zusammenarbeit in Fragen der Rüstungsindustrie, speziell der Kauf der S-400-Flugabwehrraketen, die dann eventuell gemeinsam weiterentwickelt werden, machen dem „Westen“ Angst. Dort weiß man genau, dass Staaten, die in Fragen der Sicherheit und Verteidigung so eng zusammenkommen, nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden können. Genau das war und bleibt aber das Ziel der „transatlantischen Intrigen“.
Um diese Strategie und Politik verstehen zu können, muss man sich die berühmten geopolitischen und strategischen Theorien des britischen Geographen Halford Mackinder und des niederländisch-amerikanischen Geostrategen Nicholas J. Spykman vor Augen halten.

Mackinder fasste seine Heartland-Theorie mit diesem Zitat zusammen:

„Who rules Eastern Europe commands the Heartland. Who rules the Heartland commands the World Island. Who rules the World Island commands the World.“ Auf Deutsch: „Wer Osteuropa beherrscht, beherrscht das Herzland. Wer das Herzland beherrscht, beherrscht die Weltinsel. Wer die Weltinsel beherrscht, beherrscht die Welt.“

Für Spykman reicht die Kontrolle Osteuropas nicht aus, um die transatlantische Weltordnung aufrechtzuerhalten. Er überarbeitete Mackinders Heartland-Theorie, indem er die Hauptaufmerksamkeit auf die Kontrolle der Küstengebiete Europas, des Mittelmeeres, des Nahen und Mittleren Ostens, Indiens (Afghanistan, Pakistan inklusive), der Küsten des Indischen Ozeans mit Indonesien und Malaysia bis zur chinesischen Küste legte.
Diese „amphibischen Gebiete“, die Spykman als Rimland (der innere oder südliche Randhalbmond von Eurasien) bezeichnet, sind sozusagen eine Pufferzone zwischen den Landmächten (Heartland) und Seemächten (USA, Großbritannien).

Seiner Auffassung nach können die Seemächte ihre Macht nur aufrechterhalten, wenn sie das Rimland kontrollieren. Seine Geostrategie fasste er so zusammen:

„Wer das Rimland kontrolliert, beherrscht Eurasien. Wer Eurasien beherrscht, bestimmt das Schicksal der Welt.“

Spykman kam zu der Erkenntnis, dass in der Vergangenheit die aufstrebende Seemacht Großbritannien entweder mit alliierten Kräften des Rimlandes gegen das Heartland zusammengearbeitet hat, um den Einfluss des Letzteren zu beschränken, oder aber umgekehrt im Falle eines starken, unabhängigen Rimlandes mit dem Heartland zusammen das Rimland bekämpft hat. Ein Bündnis des Rimlandes mit dem Heartland hätte die Seemacht mattgesetzt.

Spykmans Theorie führt uns eigentlich vor Augen, mit welcher List die beiden Großmächte das Osmanische Reich (Rimland) und das Zarenreich Russland (Heartland) bereit in der früheren Vergangenheit gegeneinander ausgespielt wurden. Die Kriege der beiden Großmächte vom 17. bis Anfang des 20. Jahrhunderts haben am Ende dazu geführt, dass Seemächte wie Britannien und später die USA zur Supermacht aufgestiegen sind. Die beiden Weltkriege, der Kalte Krieg, die Nahost-Krise, aktuelle Stellvertreterkriege und der „Arabische Frühling“ müssen unter Berücksichtigung dieser Geostrategie der „Seemächte“ analysiert werden.

Die aktuelle enge Zusammenarbeit der Türkei mit Russland hat in jeglicher Hinsicht das Potenzial, die „transatlantische Weltordnung“ und dessen Hegemonie zu beenden.

Das ist der eigentliche Grund, warum die USA, aber auch die EU zusammen mit dem Vereinigten Königreich in Panik geraten sind und alles daran setzen, dieses Bündnis zu spalten, gegeneinander auszuspielen, ja sogar eine größere Auseinandersetzung zu provozieren. Der türkische Abschuss eines russischen Militärflugzeuges im Jahr 2015 und das tödliche Attentat auf den russischen Botschafter in Ankara gehen vermutlich auf diese „transatlantischen Intrigen“ zurück.

Die Verantwortlichen beider Länder sind sich dieser Tatsache bewusst und wissen auch um die oben erwähnte listige Geostrategie des „Westens“.
Die Strategen und führenden Politiker beider Länder haben aus der Vergangenheit gelernt, dass die Kriege Dritter gegeneinander und deren Auseinandersetzungen nur dem „atlantischen Bündnis“ weiterhelfen. Das ist auch der Grund, warum die Türkei und Russland in nächster Zeit noch stärker zusammenarbeiten und sämtliche Provokationen vereiteln werden.
https://deutsch.rt.com/meinung/76252-astana-abkommen-s-400-und-der-albtraum-von-nicholas-j-spykman/

 

Meine Antwort an Paul Craig Roberts „Russland als Kater“

von Andrei Martyanov,

04.09.2018

Bevor ich meine Antwort an einige Fragen beginne, die Paul Craig Roberts in seinem Artikel aufwarf, der sich teilweise an mich und Andrei Raevsky (alias Saker) richtete, möchte ich meine tiefe Bewunderung für Dr. Roberts und seine mutige bürgerliche Haltung und seinen wirklichen, nicht nur für die Show, amerikanischen Patriotismus ausdrücken. Es ist eine Ehre und ein Privileg, mit einer so angesehenen Person ins Gespräch zu kommen, auch wenn ich mit ihm in einigen Aspekten der geopolitischen Realität nicht einverstanden bin, wenn es um den jetzt offiziellen Kalten Krieg 2.0 zwischen den Vereinigten Staaten und Russland und die Haltung Russlands in diesem Konflikt geht.

Dr. Roberts schreibt:

Da ich die gleichen Argumente gebracht habe, kann ich Martyanov und den Saker nur zustimmen. Worin wir uns unterscheiden könnten, ist die Erkenntnis, dass das endlose Akzeptieren von Beleidigungen und Provokationen zu deren Zunahme führt, bis die einzige Alternative eine Kapitulation oder der Krieg ist. Also, die Fragen an Andrej Martyanov, den Saker, und an Putin und die russische Regierung lauten:

Wie lange funktioniert das Hinhalten der anderen Wange? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis dein Gegner deinen Vorteil in einer Konfrontation neutralisieren kann? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis man die Unterstützung der patriotischen Bevölkerung verliert, weil man die Ehre des Landes nicht verteidigt hat? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis man schließlich zum Krieg oder zur Unterwerfung gezwungen wird? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis es zum Atomkrieg kommt?

https://www.theblogcat.de/uebersetzungen/pcr-31-08-2018/

Hier sind ich und Paul Craig Roberts in der Frage der russischen Strategie sehr unterschiedlich. Ja, ich stimme Dr. Roberts zu, unter Berufung auf William Fulbright: „Worte sind Taten und Stil ist Substanz, soweit sie den Geist und das Verhalten der Menschen beeinflussen“. Aber während Beleidigungen und Provokationen unangenehm sind und in einigen Fällen Geist und Verhalten einiger beeinflussen, ist es im heutigen Russland anders. Ich habe hier in der Unz Review bereits einige Grundlagen der russischen Strategie dargelegt, ich werde etwas mehr ausgreifen, um Dr. Roberts‘ unbestreitbar gültige Frage zu beantworten.

 

Der klassische russische Fabeldichter des 19. Jahrhunderts, Ivan Andreevich Krylov, hat unter vielen herausragenden Fabeln, mit denen es russische Kinder in ihrem Russisch- Literaturkurs zu tun haben und die sie seit Anfang des 20. Jahrhunderts in ihr Erwachsenenalter führen, eine geschrieben, die die aktuelle geopolitische Realität perfekt beschreibt. Die Fabel heißt Der Kater und der Koch, in der der Koch, nachdem er sein Tagwerk erledigt hat und in die Taverne geflohen ist und seinen Kater zurücklässt, um das Futter (Hühnchenfleisch) vor Mäusen zu schützen. Wie die Fabel erzählt, sieht er nach seiner Rückkehr aus der Taverne, wie die Katze, die sein Hühnchen „bewachen“ soll, das Hühnerfleisch auffrisst. Der Koch beschimpft währenddessen die Katze – das meiste aus der Fabel ist der Monolog des Kochs, wie er den Kater (Vas’ka) als schlecht, arrogant, unverantwortlich und böse beschimpft. Die Schlusslinien der Fabel fassen die Situation prägnant zusammen:

„Aber während er weiter redete,fraß der Kater das ganze Hühnchen auf.

Nun, ich würde diesem Koch sagen,und er sollte es sich hinter die Ohren schreiben:Damit dein Gerede nichts umsonst ist,musst du deine Kraft einsetzen.“

Und hier ist der Punkt – die Vereinigten Staaten können diese Kraft gegen Russland nicht einsetzen, ohne selbst vernichtet zu werden, während Russland wie dieser sprichwörtliche Kater Vas’ka weiterhin frisst, vor dem Hintergrund eines lauten Geredes, und nichts weiter.

Diese Realität, in einer sehr verzweifelten und machtlosen Weise, dämmerte schließlich vielen in Washington. Wie Graham Alison bemerkt:

„Wie dämonisch, wie zerstörerisch, wie hinterhältig, wie sehr es Russland auch verdient hätte gewürgt zu werden: die brutale Tatsache ist, dass wir diesen Bastard nicht umbringen können ohne Selbstmord zu begehen.“

https://nationalinterest.org/feature/america-russia-back-basics-21901

Dies ist endlich ein gewisser Fortschritt im Jahr 2017, wenn „geschätzte“ Mitglieder der amerikanischen geopolitischen „akademischen Welt“ beginnen, zumindest einige Einschränkungen ihrer – von Anfang an mächtig übertriebenen – Macht zu begreifen.

Dies ist der Fortschritt, sobald wir uns daran erinnern, wo die Welt noch 2013 war. Obwohl Russland 2008 den Schurken der Globalisten in Georgien den Hintern versohlt hat, wurde es von der globalistischen Kabale in Washington immer noch nicht allzu ernst genommen. Noch 2014 beschrieben alle Arten von „Experten“ des US-Militärs eine Vielzahl von Szenarien, in denen siegreiche Streitkräfte der USA und der NATO die konventionelle russische Armee in der Ukraine zerschlagen.

Das war Selbstmedikation vor dem Hintergrund der russischen Blitzoperation auf der Krim, die die US-Maßnahmen zur Umwandlung der Krim in eine NATO-Basis verhindert hat. Der russische Gegenschlag erwischte alle unvorbereitet.

Wie schnell viele heute vergessen haben, was damals erreicht wurde – das kann man kaum als eine Art „Wange hinhalten“ bezeichnen.

Wenn überhaupt, dann war es ein massiver Schlag gegen eine bestehende Weltordnung, als Russland den Fehdehandschuh hingeworfen hat. So wird die Ehre verteidigt, indem man handelt und nicht kleinlich herumschimpft. In Donbass folgten massive Niederlagen der US-„trainierten“ ukrainischen Streitkräfte.

Ich schrieb im Januar 2015:

Aber es ist bereits klar, dass die Vereinigten Staaten, indem sie keine vernünftigen politischen Ziele in der Ukraine und in Russland erreicht haben und damit eine massive globale Neuausrichtung eingeleitet haben, eine Niederlage erlitten haben. Was werden die Folgen dieser Niederlage sein? Ich hasse es zu spekulieren, ich weiß nur, dass sie bereits groß sind und dass der Moment der Auseinandersetzung mit der Realität kommt.

Heute, fast vier Jahre später, leben wir in einer nicht wiederzuerkennenden Welt und niemand in den USA, es sei denn, sie schreiben für Boulevardzeitungen und kümmern sich nicht um ihren Ruf, beschreibt Szenarien einer Niederlage Russlands.

Es ist eine Welt im Übergang zu einer echten Multipolarität, wir leben bereits in einer multipolaren Realität, aber in einer Welt, in der die Vereinigten Staaten bei ihren Versuchen, Macht in Eurasien zu projizieren, wirksam kontrolliert werden.

Eine Welt, in der sie darauf reduziert sind, nur noch herumzuschimpfen, Beleidigungen auszusprechen und Provokationen zu begehen – denn sie können nichts anderes tun.

Irgendwie ignorieren die Menschen diese Tatsache eines dramatischen, historisch unglaublich schnellen Niedergangs der amerikanischen Macht. Der Wohlstand und der Einfluss der USA nach dem Zweiten Weltkrieg ruhten in erster Linie auf dem Mythos und dem Bluff der amerikanischen Militärmacht, die alle auf Parteilinie bringen sollte und sich vor Entsetzen angesichts einer „Bestrafung“ in die Hosen zu machen, falls jemand abweicht. Russland hat diesen Bluff erkannt.

Heute stellen Amerikas Handlungen zunehmend ausgeprägte Symptome einer schwindenden Macht dar, das sich der Realität nicht stellen kann, ohne verrückt zu werden. Und sie werden verrückt, sowohl im Inland als auch international.

Die einzige Macht, die in der Lage ist, diese zunehmend irrationale und gefährliche Macht davon abzuhalten, einen Selbstmord zu begehen und dabei alle anderen mitzureißen, ist die Bedrohung durch eine massive militärische Niederlage. Russland hat die Macht um dies zu tun, und bisher funktioniert es. Aber ich habe meine eigene Frage:

Sind die Pfleger in einer Anstalt beleidigt, wenn diese Patienten ausfällig werden und Widerstand leisten, wenn sie den gewalttätigen Patienten überwältigen und an das Bett fesseln? Ich glaube nicht – von einem gewalttätigen Geisteskranken wird man nicht beleidigt. Und die Pfleger verteidigen auch nicht ihre Ehre, wenn sie einen Patienten bändigen. Es kann keine ehrenhafte Interaktionen geben zwischen einem Pfleger und einem gewalttätigen Geisteskranken.

Amerika ist keine vertragswürdige Partei, schon seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr, daher gibt es keine Interaktionen, die in den russisch-amerikanischen Beziehungen auf der amerikanischen Seite Ehre beinhalten.

Ich frage also: Ist es legitim, die Situation zu bewerten, indem man zwei Staaten der Welt in den Jahren 2014 und 2018 vergleicht? Die Antwort ist nicht nur, dass es legitim ist, sondern dass dies der einzig mögliche Weg ist. Clausewitz‘ Diktum steht heute noch: „Es ist legitim, das Ereignis nach seinem Ausgang zu beurteilen, denn es ist das beste Kriterium“.

Bei allen amerikanischen Provokationen, Beleidigungen und Russlands angeblichem Hinhalten der anderen Wange MUSS man die Frage stellen – gewinnt Russland? Betrachtet man das Gesamtbild, ist die Antwort eindeutig ja. Das manifestiert sich in vielen Bereichen, von der Wirtschaft über das Militär bis hin zur Geopolitik. Also:

 

Die zionistischen Neokonservativen, die in Washington regieren, sind zu dem gleichen Fehler fähig, den Napoleon und Hitler gemacht haben. Sie glauben an „das Ende der Geschichte“, dass der Zusammenbruch der Sowjetunion bedeutet, dass die Geschichte Amerika als Modell für die Zukunft gewählt hat. Ihre Hybris übersteigt sogar die von Napoleon und Hitler.

Weder Napoleon noch Hitler beschäftigten sich mit den Fragen der nuklearen Abschreckung, noch lebten sie in einer Welt der sofortigen Verbreitung von Informationen. Gemessen an der hysterischen Reaktion dieser Neokonservativen und ihrer militärischen „Experten“, sei es 2015 wegen der Ereignisse in Syrien oder Putins Rede vor der Bundesversammlung vom 1. März 2018, wurde die Botschaft gehört. Hysterie ist ein erstes Anzeichen von Schwäche.

Diese Neokonservativen mögen irrational sein, zumindest einige von ihnen, aber selbst diejenigen verstehen, dass es einen Preis zu zahlen gibt, und es gibt Gründe (die separat diskutiert werden müssen) zu glauben, dass es ein Verständnis für die strengen Grenzen der Macht Amerikas gibt. Schließlich marschierten Napoleon und Hitler in Russland ein, nachdem sie Europa in die Knie gezwungen hatten. Sie hatten einen hochverdienten Ruf sowohl durch die Grande Armee und durch die Wehrmacht. Die Vereinigten Staaten können seit 1950 keinen einzigen Krieg gegen einen unterdurchschnittlichen Gegner gewinnen, abgesehen von dem Moorhuhnschießen gegen Saddams arg schwache Armee.

Zu Semyon Bagdasarov. Er ist ein guter Mann und ein russischer Patriot, er ist ein ehemaliger politischer Offizier, aber ich nehme seinen Vorschlag, einen US Flugzeugträger „zu versenken“, nicht ernst. Patriotismus ist keine Entschuldigung für Irrationalität – der Verlust auch nur eines Trägers im Falle eines begrenzten Tomahawk-Angriffs auf einige Ziele in Syrien wird in den USA zu einer politischen Krise von solchem Ausmaß führen, dass die Welt am Rande des Atomkriegs steht.

Die USA waren und sind von Natur aus auf nukleare Reaktionen ausgerichtet, mit einer kurzen Pause in den 90er Jahren, als sie sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion als selbsternanntes größtes Militär der Welt sahen.

Nicht dumme Dinge zu tun, sondern jene, die notwendig sind, ist das, was die Reaktionen Russlands in den letzten Jahren bestimmt hat. Dies ist die einzig richtige Strategie.

Und hier ist meine Schlussfolgerung: Als ehemaliger Militär gebe ich voll und ganz zu, dass ich nur ein Autor bin, der ebenso wie Bagdasarow oder jeder andere „Analyst“ keinen Zugang zur täglichen, streng geheimen Unterrichtung durch den Generalstabschef und Russlands Geheimdiensten an Wladimir Putin habe. Patriotismus oder gar irgendein Rest von Professionalität ist kein Ersatz dafür, dass Tausende von Menschen, die sogar ihr Leben riskieren, dem Obersten Befehlshaber ein vollständiges Lagebewusstsein vermitteln, um eine Schlüsselinformation für diese eine und einzige richtige Entscheidung zu liefern, um die Vernichtung der Welt zu verhindern.

Russland weiß, wo sich die Vereinigten Staaten heute befinden, und wenn ich auf die letzten 5 Jahre in der Weltgeschichte zurückblicke, sehe ich Russland als diesen sprichwörtliche Kater, der das Hühnchen verspeist, während diejenigen, die die Macht anwenden sollen, dies nicht tun können und laut jammern und keinen Knüppel tragen. Dieses Hühnchen heißt Pax Americana.

Russland wird weiterhin das tun was es tut, weil es funktioniert, und weil es weiß wie man Kriege führt, es weiß wie man sich verteidigt und weil wir heute alle in einer anderen Welt leben, so wie sie Russland sieht – und nicht die USA.

In diesem Fall ist für die Vereinigten Staaten das Aussprechen von Beleidigungen und sogar ein weiterer nutzloser Angriff mit Cruise Missiles auf Syrien, oder das „Training“ ihrer ukrainischen Strohmänner für militärische Provokationen das Ende der Fahnenstange. Und daran ist nichts Ehrenhaftes.

https://www.theblogcat.de/uebersetzungen/russland-als-kater/

 

Die Geschichte zeigt, dass Provokationen sich bis zu einem Krieg steigern

https://www.paulcraigroberts.org/2018/08/31/can-war-be-avoided-and-the-planet-saved/

von Paul Craig Roberts

31.08.2018

Die russische Regierung und Präsident Putin geraten nicht durch die US-Sanktionen unter Druck. Die sind für Russland sehr gut, da sie Russland in die Unabhängigkeit zwingen. Sondern durch russische Patrioten, die genug haben von Putins nicht konfrontativen Reaktionen auf Washingtons endlose Beleidigungen und militärische Provokationen. Russische Patrioten wollen keinen Krieg, aber sie wollen die Ehre ihres Landes verteidigen, und sie glauben, dass Putin bei dieser Aufgabe versagt. Einige von ihnen sagen, dass Putin selbst ein atlantischer Integrationist ist, der den Westen verehrt.

Diese Enttäuschung über Putin, zusammen mit Putins Befürwortung der Anhebung des Rentenalters – eine Falle, die ihm von den neoliberalen Ökonomen Russlands gestellt wurde – haben Putins Zustimmungswerte gemindert, genau zu dem Zeitpunkt, wo er in Syrien erneut von Washington geprüft wird.

Ich habe Putin in vielen Kolumnen vor der Anklage verteidigt, er sei nicht ausreichend russisch. Putin will den Krieg vermeiden, weil er weiß, dass es sich um einen Atomkrieg handeln würde, dessen Folgen verheerend wären. Er weiß, dass die USA und ihre militärisch impotenten NATO-Verbündeten keinen konventionellen Krieg gegen Russland oder China führen können, geschweige denn gegen beide. Putin versteht auch, dass die Sanktionen den europäischen Vasallen Washingtons schaden und die europäischen Vasallenstaaten schließlich in die Unabhängigkeit zwingen könnten, was die Kriegslust Washingtons einschränken würde. Selbst mit Russlands neuen Superwaffen, die Putin wahrscheinlich die Möglichkeit geben, die gesamte westliche Welt mit wenig oder keinem Schaden für Russland zu zerstören, sieht Putin keinen Sinn in so viel Zerstörung, zumal die Folgen unbekannt sind. Es könnte einen nuklearen Winter oder andere Resultate geben, die den Planeten als lebenserhaltende Ort zunichte machen würden.

Daher habe ich in vielen Kolumnen darauf hingewiesen, dass Putin intelligent handelt. Er ist langfristig im Spiel und schützt damit die Welt vor einem gefährlichen Krieg.

Während ich Putins Strategie unterstütze und seine Coolness als Mensch bewundere, der sich nie von Emotionen leiten lässt, gibt es dennoch ein Problem. Die Menschen im Westen, mit denen er es zu tun hat, sind Idioten, die seine Staatskunst nicht zu schätzen wissen. Jedes Mal, wenn Putin sozusagen die andere Wange hinhält, eskalieren sie mit Beleidigungen und Provokationen.

Betrachten wir Syrien. Die syrische Armee hat mit Hilfe eines winzigen Teils der russischen Luftwaffe alle Gebiete Syriens (außer einem) von den von den Amerikanern initiierten und finanzierten Streitkräften geräumt, die von Washington entsandt wurden, um die syrische Regierung zu stürzen.

Die verbleibende US-Stellvertretermacht steht kurz vor der Eliminierung. Um sie zu retten, und um Washington ein Standbein zu erhalten, das einen Wiederanfang des Krieges ermöglichen könnte, hat Washington einen weiteren gefakten „chemischen Angriff“ arrangiert, den die presstitutierten und gehorsamen westlichen Medien auf Assad schieben werden. Der Nationale Sicherheitsberater von Präsident Trump, ein verrückter, vielleicht wahnsinniger, zionistischer Neokonservativer, hat Russland gesagt, dass Washington den syrisch-russischen Einsatz von chemischen Waffen gegen „Assads eigenes Volk“ missbilligen wird.

 

Die Russen sind sich voll bewusst, dass jeder chemische Angriff ein False Flag-Angriff sein wird, der von Washington unter Verwendung jener Elemente, die man nach Syrien geschickt hat, um die Regierung zu stürzen, inszeniert wird. Der russische Botschafter in den USA hat das alles gestern der US-Regierung erklärt.

 

Offenbar hofft Putin, Washingtons orchestrierten Angriff zu vermeiden, indem er seinen Botschafter die Orchestrierung den amerikanischen Beamten erklären lässt, die das Ganze inszenieren.

https://www.zerohedge.com/news/2018-08-30/russian-ambassador-gave-intel-us-officials-showing-planned-chemical-provocation

Diese Strategie impliziert, dass Putin glaubt, dass US-Regierungsbeamte zu Scham und Integrität fähig sind. Das sind sie ganz sicher nicht. Ich habe 25 Jahre mit ihnen verbracht. Die wissen nicht einmal, was diese Worte bedeuten.

Was wäre, wenn Putin stattdessen öffentlich vor der ganzen Welt erklären würde, dass alle Kräfte, die für einen Angriff auf Syrien verantwortlich sind, wo immer sie sich befinden, vernichtet würden?

Meine Ansicht –

https://www.theblogcat.de/uebersetzungen/pcr-29-08-2018/

und die des russischen Patrioten Bogdasarov –

https://www.fort-russ.com/2018/08/a-russian-response-to-a-new-us-attack-on-syria-should-include-sinking-the-carriers-not-just-shooting-at-their-missiles/

ist, dass ein solches Ultimatum vom Führer des Landes, das in der Lage ist, das zu bewerkstelligen, die Kampfjets des russophoben Washington abkühlen würde. Es gäbe keinen Angriff auf Syrien.

Bogdasarov und ich könnten falsch liegen. Die russischen Streitkräfte, die mit ihren Hyperschallraketen um Syrien herum stationiert sind, sind mehr als ein Gegner für die US-Streitkräfte, die sich zum Angriff auf Syrien versammelt haben. Allerdings kann sich die amerikanische Hybris durchaus über Fakten erheben, und in diesem Fall müsste Putin die Quellen des Angriffs zerstören. Indem er sich nicht im Voraus festlegt, behält Putin seine Flexibilität. Washingtons Angriff könnte, wie der vorhergehender Angriff auf Syrien, nur gesichtswahrend sein, kein echter Angriff. Dennoch muss Russland früher oder später entschlossener auf Provokationen reagieren.

Ich bin Amerikaner. Ich bin kein Russe, geschweige denn ein russischer Nationalist. Ich möchte nicht, dass US-Militärangehörige Opfer von Washingtons tödlichem Wunsch nach weltweiter Hegemonie werden, geschweige denn Opfer von Washingtons Dienst an Israels Interessen im Nahen Osten. Der Grund, warum ich denke, dass Putin bei seinem Widerstand gegen Washington einen besseren Job machen muss, ist, dass ich glaube, wie die Geschichte zeigt, dass Beschwichtigung zu noch mehr Provokationen führt, und es kommt der Punkt, an dem man sich ergeben oder kämpfen muss. Es ist viel besser diesen Prozess zu stoppen, bevor dieser gefährliche Punkt erreicht wird.

Andrej Martyanow, dessen Buch ich kürzlich auf meiner Website rezensiert habe, verteidigte Putin, so wie der Saker und ich es in der Vergangenheit getan haben, gegen die Behauptung, Putin sei zu passiv gegenüber Angriffen.

https://russia-insider.com/en/russia-playing-long-game-no-room-instant-gratification-strategies-super-patriots/ri24561

Da ich die gleichen Argumente gebracht habe, kann ich Martyanow und den Saker nur zustimmen. Wo wir uns unterscheiden könnten, ist die Erkenntnis, dass das endlose Akzeptieren von Beleidigungen und Provokationen zu deren Zunahme führt, bis die einzige Alternative eine Kapitulation oder der Krieg ist.

 

Also, die Fragen an Andrej Martyanow, den Saker, und an Putin und die russische Regierung sind: Wie lange funktioniert das Hinhalten der anderen Wange? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis dein Gegner deinen Vorteil in einer Konfrontation neutralisieren kann? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis man die Unterstützung der patriotischen Bevölkerung verliert, weil man die Ehre des Landes nicht verteidigt hat? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis man schließlich zum Krieg oder zur Unterwerfung gezwungen wird? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis es zum Atomkrieg kommt?

 

Ich denke, Martyanov und The Saker stimmen zu, dass meine Fragen berechtigt sind. Beide betonen in ihren sehr informativen Schriften, dass die Hofhistoriker Kriege im Interesse der Sieger falsch darstellen. Lass uns einen Moment darüber nachdenken. Sowohl Napoleon als auch Hitler standen auf ihrem Höhepunkt, ihr Erfolg war durch keine militärische Niederlage gebremst. Dann marschierten sie in Russland ein und wurden völlig zerstört. Warum haben sie das getan? Sie taten es, weil ihr Erfolg ihnen eine massive Arroganz und einen Glauben an ihre „Einzigartigkeit“ verliehen hatte, dieses gefährliche Wort, das Washingtons Glauben an seine Hegemonie verkörpert.

 

Die zionistischen Neokonservativen, die in Washington regieren, sind zu dem gleichen Fehler fähig, den Napoleon und Hitler gemacht haben. Sie glauben an „das Ende der Geschichte“, dass der Zusammenbruch der Sowjetunion bedeutet, dass die Geschichte Amerika als Modell für die Zukunft gewählt hat. Ihre Hybris übersteigt sogar die von Napoleon und Hitler.

 

Wenn man mit solch einer verblendeten und ideologischen Kraft konfrontiert wird, funktioniert dann das Hinhalten der anderen Wange oder fördert es mehr Provokation?

Das ist die Frage für die russische Regierung.

Vielleicht wird die russische Regierung die Bedeutung der orchestrierten Lobreden für John McCain verstehen. Es ist nicht normal, dass ein US-Senator auf diese Weise gepriesen wird, vor allem nicht, wenn er eine so mäßige Bilanz hat. Was gepriesen wird, ist McCains Hass auf Russland und seine Bilanz als Kriegshetzer. Washington lobt damit nur seine eigenes Engagement für Krieg.

Paul Craig Roberts (geb. 1939) ist ein amerikanischer Ökonom, Kolumnist, Blogger und ehemaliger Staatsbediensteter. Er war 1981 stellvertretender Finanzminister für Wirtschaftspolitik unter Ronald Reagan. Nach seiner Zeit in der Regierung wandte er sich dem Journalismus zu. Er war Redakteur und Kolumnist für das Wall Street Journal, Kolumnist für Business WeekSkripps Howard News Service und Mitarbeiter des Harper’s MagazineEr war Professor für Wirtschaft an der George Mason Universität und für 12 Jahre Chefdozent für Politische Wissenschaften am William E. Simon Institut an der Georgetown Universität.

 

Von 1993 bis 1996 war er Mitglied des Cato Instituts. Und er war Mitarbeiter der Hoover Institution

Pentagon will Raketen im Weltraum stationieren

7.September 2018

Florian Rötzer

Die Rede ist von satellitengestützten Sensoren und Raketen gegen Marschflugkörper und Hyperschallraketen und von der Bewahrung der internationalen Ordnung im Weltraum

Was immer auch im Weißen Haus los ist, so ist klar, dass Präsident und Kongress vereint die militärische Aufrüstung der USA gegen China und Russland weiter vorantreiben, die gleichfalls in die Aufrüstungsspirale eingetreten sind. In Washington sieht man die globale Vorherrschaft der USA gefährdet. Dabei geht es, wie schon im Kalten Krieg, um die Vorherrschaft im Weltraum, also den letzten Bereich, in dem es noch keine Angriffswaffen gibt, nachdem der Cyberspace zuvor schon für den Cyberwar und Cyberwaffen gerüstet wurde. Nach der Eröffnung des National Space Defense Center im Frühjahr, hat US-Präsident Donald Trump im Sommer den Aufbau eines Weltraumkommandos angeordnet (Pentagon plant nach dem Cyber- auch ein Weltraumkommando). Das ist umstritten, aber es folgt der Logik, mit der bereits das Cyberkommando aufgewertet wurde und die Regeln für den Einsatz von Cyberwaffen gelockert wurden (Trump hat den Einsatz von Cyberwaffen vereinfacht).

Deutlich wurde nun Michael Griffin, Staatssekretär für Forschung und Entwicklung im Pentagon. Der frühere Nasa-Chef war bereits dabei, als während der Präsidentschaft von Ronald Reagan die Strategic Defense Initiative (SDI), auch Star Wars genannt, eingerichtet wurde, nach dem zur Abwehr von Raketen auch die Entwicklung von Weltraumwaffen vorgesehen war. Daraus hat sich schließlich das Raketenabwehrsystem National Missile Defense (NMD) ergeben, das George W. Bush mit dem einseitigen Ausstieg aus dem ABM-Vertrag ausgebaut hat, was entscheidend für den eskalierenden Konflikt mit Russland und das daraus entstandene Wettrüsten war.

Weil, so Griffin letzten Monat auf dem Space & Missile Defense Symposium, die Bedrohung durch Hyperschall-Langstreckenraketen, die China und Russland entwickeln und bereits testen, größer werde, müsse man zu deren Abwehr neben Sensoren auch Waffen im Weltraum stationieren.

Die vorhandenen Sensoren auf Satelliten und Radarsysteme seien nicht in der Lage, Hyperschallraketen oder -drohnen rechtzeitig zu entdecken und zu verfolgen. Man habe nicht die Systeme, „mit denen wir global, umfassend, andauernd, rechtzeitig und multimodal sehen können, was überall und jederzeit auf der Erde geschieht“. Das klingt schon sehr nach dem Auge Gottes. Es sind also neue Sensoren für die gegnerischen Hyperschallraketen notwendig, aber auch für die eigenen: „Wir müssen wissen, wo die Ziele sind.“

Absolut seien neue Sensoren im Weltraum notwendig, um auch niedrigfliegende Ultraschall-Raketen zu erkennen, und „wahrscheinlich“ im Weltraum stationierte Raketen, die in der Lage sind, Marschflugkörper in der Startphase abzuschießen, wenn die Sprengköpfe noch nicht von der Rakete getrennt sind.

Es sei „relativ einfach“, Sensoren und Abfangraketen im Weltall zu positionieren, meinte Griffin. Die bislang verbreiteten Kosten seien „unrealistisch“ und „naiv“. Er geht von 20 Milliarden US-Dollar aus, um ein Netzwerk von Satelliten einzurichten, von denen tausend Abfangraketen, die jeweils eine Tonne wiegen, abgefeuert werden können. Aber solche Zahlen dürften eher ein Versuch sein, die Kosten herunterzuspielen. Man habe in den letzten Jahren schon mehr bezahlt, sagte er, und weniger bekommen. Er sei der Menschen überdrüssig, die immer meinen, Weltraumwaffen seien zu teuer.

Aus dem Weltall können allerdings tieffliegende Hyperschallraketen nicht abgeschossen werden. Dazu müssten die Raketen, um den Eintritt in die Atmosphäre zu überstehen, gegen die Hitze geschützt werden, was Griffin als vermutlich zu schwierig bezeichnete.

Dagegen könnten Marschflugkörper, sobald sie die Atmosphäre verlassen, durch weltraumgestützte Raketen abgeschossen werden, die dazu nur das Vakuum durchqueren müssen.

Auffällig ist, worauf man bei Breaking Defense hinweist, dass Griffin nur von Raketen, nicht von Laserwaffen sprach, die er nur als vielversprechende Möglichkeiten bezeichnete. Offenbar soll es dieses Mal mit einer neuen SDI schneller gehen, von Laserwaffen hatte man schon in den 1980er geträumt, diese weltraumtauglich zu machen, ist noch ein weiter Weg, da dazu große Energie notwendig wäre. Im April hat er allerdings noch verkündet, es könne in wenigen Jahren ein Megawatt-Laser in den Weltraum gebracht werden.

Rüsstungswettlauf zur Bewahrung der von den USA dominierten internationalen Ordnung

Interessant ist, wie Griffin die Aufrüstung im Weltall mit Vorschlägen Russlands und Chinas zu einem Rüstungskontrollabkommen für  Weltraumwaffen zusammenbringt. Die beiden Länder würden damit nur versuchen, die USA daran zu hindern, Waffen in den Weltraum zu bringen, während sie selbst solche wie Antisatellitenraketen, Laserwaffen oder kleine Satelliten zum Angriff auf Satelliten entwickeln. Die jetzige von den USA kontrollierte und auf Regeln gestützte internationale Ordnung werde bislang von der amerikanischen Militärmacht, vor allem in der Luft und auf den Meeren, bewahrt, sei aber von autoritären Staaten wie China und Russland bedroht.

Deswegen, so die Schlussfolgerung des Raketenmanns aus dem Kalten Krieg, müsse die Ordnung verteidigt werden: „Und um diese Ordnung zu verteidigen, müssen wir jetzt in den Weltraum für die Sensorenschicht und die Möglichkeit der Machtprojektion gehen.“ Danach gefragt, wie Russland und China darauf reagieren werden, sagte er, deren Sorgen seien irrelevant.

Bislang ist es mit den Weltraumabkommen wie dem Outer Space Treaty verboten, Massenvernichtungswaffen wie Atomwaffen in den Weltraum zu bringen. Das aber lässt die Türe für andere Waffen offen. Die niedrigste Stufe wären kleine Satelliten, mit denen sich andere Satelliten aus dem Weg schubsen lassen könnten, um sie so unschädlich zu machen, ohne sie zu zerstören. Seit 2008 haben Russland und China Vorschläge entwickelt, die Einbringung von Waffen in den Weltraum und die Androhung oder Anwendung von Gewalt gegen Weltraumgegenstände zu verhindern. Das stieß und stößt weiterhin auf den Widerstand der USA.

 

2015 hatte die UN-Generalversammlung die Resolution 70/27 verabschiedet, in der die Staaten aufgefordert werden, ein Wettrüsten im Weltraum zu verhindern. Von Erststationierung ist hier nicht die Rede. 2014 hatte Russland einen Resolutionsentwurf eingereicht, der verhindern sollte, Waffen im Weltraum zu platzieren (No First Placement of Weapons in Outer Space – NFP). Dagegen stimmten mit den USA die Ukraine, Israel und Georgien, 126 Staaten stimmten zu. 2016 reichten Russland und Venezuela eine Gemeinsame Erklärung bei der UN-Abrüstungskonferenz ein, nicht zuerst Waffen in den Weltraum zu bringen.

 

Im Oktober 2017 lehnten die USA noch einmal einen erneuten russischen NFP-Resolutionsentwurf ab. Als Grund wurde vorgebracht, dass nicht eindeutig definiert ist, was eine „Waffe im Weltraum“ ist, und dass es nicht möglich sei, „effektiv die politische Verpflichtung eines Staates zu bestätigen, nicht zuerst Waffen in den Weltraum zu bringen“. Es sei in dem Entwurf auch nicht die Rede von „terrestrisch gestützten Antisatellitenwaffen“.

 

Die Resolution sei überdies „ein Beispiel für Chinas Versuche, „seine Sicht des Multilateralismus und der globalen Geopolitik der internationalen Politik aufzuerlegen. Die USA können dieser Sprache nicht zustimmen.“

https://www.heise.de/tp/features/Pentagon-will-Raketen-im-Weltraum-stationieren-4156910.html

 

Offener Brief an Präsident Trump zu den Folgen des 11. September

von Thierry Meyssan

  1. SEPTEMBER 2018

Herr Präsident,

die Verbrechen des 11. September 2001 sind in Ihrem Land nie abgeurteilt worden. Ich schreibe Ihnen als französischer Staatsbürger, der als erster die Unstimmigkeiten der offiziellen Version angeprangert und die weltweite Debatte zur Suche nach den wahren Schuldigen eröffnet hat.

Wenn wir Geschworene in einem Strafgericht sind, müssen wir feststellen, ob der uns präsentierte Verdächtige schuldig ist oder nicht und, möglicherweise, welche Strafe ihm auferlegt werden soll.

Als wir die Ereignisse des 11. September miterlebt haben, behauptete die Verwaltung von Bush Jr., dass der Schuldige die Al-Kaida sei und die Strafe der Sturz jener wäre, die ihr geholfen hatten: die afghanischen Taliban, und dann das irakische Regime von Saddam Hussein.

Aber viele Indizien zeugen von der Unmöglichkeit dieser These. Wenn wir Geschworene wären, würden wir daher objektiv die Taliban und das Regime von Saddam Hussein von diesem Verbrechen freisprechen. Natürlich wüssten wir trotzdem nicht, wer der wahre Schuldige war, und das würde uns frustrieren.

Wir können uns aber nicht vorstellen, unschuldige Menschen für ein solches Verbrechen zu verurteilen, weil wir die Täter nicht finden konnten oder wollten.

Wir alle haben verstanden, dass hochrangige Beamte gelogen haben, als der Justizminister und der Direktor des FBI, Robert Mueller, die Namen der 19 mutmaßlichen Piraten bekannt gaben. Weil wir bereits die von den Fluggesellschaften veröffentlichten Listen aller Passagiere vor Augen hatten; Listen, auf denen keiner der Verdächtigen zu finden war.

Von da an wurden wir mehr und mehr misstrauisch gegenüber der „Regierung der Kontinuität“; gegenüber dieser Behörde, die die Verantwortung der gewählten Behörden übernehmen sollte, falls diese in einer nuklearen Konfrontation umkommen sollte.

Wir stellten die Hypothese auf, dass diese Attentate einen Putsch verschleierten, im Einklang mit der von Edward Luttwak ausgedachten Methode: den Anschein der Exekutive beizubehalten, aber eine andere Politik einzuschlagen.

In den Tagen nach dem 11. September fasste die Bush-Regierung mehrere Beschlüsse.

– die Schaffung des Office of Homeland Security und die Abstimmung eines großen, im Voraus geschriebenen Anti-Terror-Codes, den US Patriot Act. In den Fällen, die die Verwaltung selbst als „terroristisch“ bezeichnen wird, hebt dieser Text die Bill Of Rights auf, die den Ruhm Ihres Landes begründete. Der Text bringt Ihre Institutionen aus dem Gleichgewicht. Er sorgt zwei Jahrhunderte später für den Triumph der großen Landbesitzer, die die Verfassung ausgearbeitet hatten und für die Niederlage der Helden des Unabhängigkeitskrieges, die damals forderten, dass man ihr die Bill Of Rights hinzufüge.

– der Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erstellte das Office of Force Transformation, unter dem Befehl von Admiral Arthur Cebrowski. Dieser legte sofort einen vor langer Zeit entworfenen Plan vor, der vorsah, den Zugriff zu natürlichen Ressourcen der Länder des Südens zu kontrollieren. Er verlangte, die staatlichen und die gesellschaftlichen Lebensgrundlagen in der halben noch nicht globalisierten Welt zu zerstören. Gleichzeitig startete der Direktor der CIA die „Matrix des weltweiten Angriffs“, eine geheime Operationen in 85 Ländern, in denen Rumsfeld und Cebrowski die staatlichen Strukturen zerstören wollten. Da sie dachten, dass nur jene Länder, deren Wirtschaft globalisiert war, stabil seien und dass die anderen zerstört werden müssten, stellten die Männer des 11. September die US-Streitkräfte in den Dienst der transnationalen Finanz-Interessen. Sie verrieten damit Ihr Land und machten aus ihm die Krallen dieser Raubtiere.

Seit 17 Jahren sehen wir, was Ihren Mitbürgern durch die Regierung der Nachfolger von denen offeriert wird, die die Verfassung entwarfen und sich erfolglos der Zeit der Bill Of Rights widersetzten: die Reichen sind superreich geworden, während die Mittelschicht fünfmal kleiner wurde und die Armut sich ausgebreitet hat.

Wir sehen auch die Umsetzung der Rumsfeld-Cebrowski Strategie: sogenannte „Bürgerkriege“ haben fast den ganzen Erweiterten Nahen Osten verwüstet. Ganze Städte wurden von der Landkarte von Afghanistan bis Libyen gestrichen, über Saudi Arabien bis zur Türkei, die aber selbst nicht im Krieg waren.

Im Jahr 2001 haben nur zwei US-Bürger die Widersprüche der Busch-Version angeprangert, zwei Immobilien-Entwickler: der Demokrat Jimmy Walter, der ins Exil gezwungen wurde, und Sie selbst, der Sie bald in die Politik eintreten und zum Präsidenten gewählt werden sollten.

Im Jahr 2011 haben wir den AfriCom-Befehlshaber gesehen, der von seiner Mission zum Nutzen der NATO enthoben wurde, weil er sich weigerte, die Al-Kaida zu unterstützen, um die Libysch-Arabische Dschamahirija zu stürzen. Dann haben wir das LandCom der NATO gesehen, die westliche Unterstützung der Dschihadisten im Allgemeinen und besonders von Al-Kaida zu organisieren, um die syrische arabische Republik zu stürzen.

So wurden die Dschihadisten, die gegen die Sowjets zuerst „Freiheitskämpfer“ waren, dann die „Terroristen“ des 11.September wurden, und wieder die Verbündeten des deep state wurden, was sie nie aufgehört hatten zu sein.

Wir haben auch mit großer Hoffnung Ihre Aktion beobachtet, Schritt für Schritt die Unterstützung der Dschihadisten zu stoppen. Mit der gleichen Hoffnung sehen wir heute ihren Dialog mit Ihrem russischen Amtskollegen, um den verwüsteten Nahen Osten wieder zum Leben zu erwecken. Und mit gleicher Sorge sehen wir den zum Sonderstaatsanwalt avancierten Robert Mueller, die Zerstörung Ihres Landes durch einen Angriff auf Ihr Amt weiter voran zu treiben.

Herr Präsident, nicht nur Sie und Ihre Mitbürger leiden unter der Doppelherrschaft, die sich in Ihrem Land seit dem Putsch des 11.September eingenistet hat, sondern die ganze Welt ist ihr Opfer.

Herr Präsident, der 11. September ist keine alte Geschichte. Er ist der Triumph der transnationalen Interessen, die heute nicht nur Ihr Volk zermalmen, sondern die ganze Menschheit, die nach Freiheit strebt.

Thierry Meyssan hat weltweit die Diskussion über die wahren Schuldigen des 11.September eröffnet. Er hat als politischer Analyst, zusammen mit Hugo Chavez, Mahmoud Ahmadinedschad und Muammar Gaddafi gearbeitet. Er ist heute politischer Flüchtling in Syrien.

Thierry Meyssan

https://www.voltairenet.org/article202691.html

https://www.voltairenet.org/article202691.html

Antwort auf Paul Craig Roberts‘ wesentliche Frage

vom Saker

07.09.2018

Kürzlich hat mir Paul Craig Roberts in einem Artikel direkt eine sehr wichtige Frage gestellt. Hier ist der relevante Teil seines Artikels (aber lest bitte den ganzen Artikel, um zu verstehen wo Paul Craig Roberts herkommt und warum er dieses absolut wesentliche Thema aufwirft:

https://www.theblogcat.de/uebersetzungen/pcr-31-08-2018/

Andrej Martyanow, dessen Buch ich kürzlich auf meiner Website rezensiert habe, verteidigte Putin, so wie der Saker und ich es in der Vergangenheit getan haben, gegen die Behauptung, Putin sei zu passiv gegenüber Angriffen.

https://russia-insider.com/en/russia-playing-long-game-no-room-instant-gratification-strategies-super-patriots/ri24561

Da ich die gleichen Argumente gebracht habe, kann ich Martyanow und dem Saker nur zustimmen. Wo wir uns unterscheiden könnten, ist die Erkenntnis, dass das endlose Akzeptieren von Beleidigungen und Provokationen zu deren Zunahme führt, bis die einzige Alternative eine Kapitulation oder der Krieg ist.

Also, die Fragen an Andrej Martyanow, den Saker, und an Putin und die russische Regierung sind: Wie lange funktioniert das Hinhalten der anderen Wange? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis dein Gegner deinen Vorteil in einer Konfrontation neutralisieren kann? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis man die Unterstützung der patriotischen Bevölkerung verliert, weil man die Ehre des Landes nicht verteidigt hat? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis man schließlich zum Krieg oder zur Unterwerfung gezwungen wird? Hält man seine andere Wange so lange hin, bis es zum Atomkrieg kommt? Ich denke, Martyanov und The Saker stimmen zu, dass meine Fragen berechtigt sind.

Zunächst möchte ich sofort feststellen, dass ich diese Frage für gültig und entscheidend halte, und es eine Frage ist, mit der ich seit einigen Jahren zu kämpfen habe und die mich nachts noch wach hält. Ich denke, dass diese Frage häufiger gestellt werden sollte, vor allem von denen, die sich für den Frieden einsetzen und sich dem Imperialismus in all seinen Formen widersetzen, und ich bin Paul Craig Roberts dankbar, dass er sie angesprochen hat.

Zweitens möchte ich angesichts der allgemeinen Scheußlichkeit so vieler pro-russischer Blogosphären und so genannter „alternativer Medien“ zu Protokoll geben, dass ich Paul Craig Roberts den größten Respekt zolle, insbesondere für seinen bemerkenswerten Mut und seine intellektuelle Ehrlichkeit. Manchmal stimme ich vielleicht nicht mit allem überein, was Paul Craig Roberts schreibt, aber ich vergesse nie, dass er definitiv ein echter amerikanischer Patriot und ein echter Freund Russlands ist. Ich betrachte ihn als einen wertvollen Verbündeten bei meinen eigenen Kämpfen.

 

Nachdem ich dies geklärt habe, möchte ich auf die Frage von Paul Craig Roberts eingehen.

 

Zunächst möchte ich die Prämisse dieser Frage hinterfragen und fragen, ob es wahr ist, dass Russland eine Politik des „die andere Wange hinhaltens“ verfolgt?

 

Meiner Meinung nach ist das eine falsche Annahme. Zum einen hat Russland nicht „eine“ Außenpolitik, sondern mehrere sehr unterschiedliche Politiken gegenüber verschiedenen Ländern und Situationen. Ich werde sie hier nicht alle auflisten, aber ich werde zwei erwähnen, die in diesem Zusammenhang am häufigsten erwähnt werden:

 

Syrien und die Ukraine.

 

Das sind dramatisch unterschiedliche Konflikte mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften:

 

Besteht das Risiko einer direkten Konfrontation der beiden Supermächte Russland und USA? In Syrien: JA – In der Ukraine: NEIN

 

Besteht das Risiko eines Vorfalls, der sich zu einem großen und nuklearen Krieg steigern könnte? In Syrien: HOHES RISIKO – In der Ukraine: SEHR GERINGES RISIKO

 

Besteht eine Nähe zur russischen Grenze? In Syrien: NEIN – in der Ukraine: JA

 

Der Vorteil bei der Truppenstärke? In Syrien: US/CENTCOM/NATO – in der Ukraine: russisches Militär

 

Gibt es eine große russische Bevölkerung? In Syrien: NEIN – in der Ukraine: JA

 

Zustimmung in der (russischen) Bevölkerung zum Einsatz von Gewalt? In Syrien: VORSICHTIGE UNTERSTÜTZUNG (kein Blankoscheck) – in der Ukraine: STARKE UNTERSTÜTZUNG (für einen russischen Gegenangriff zur Rettung Novorossias)

 

Besteht das Risiko eines politischen Rückschlags, falls Russland eskalieren oder eingreifen muss? In Syrien: BEGRENZT (die EU hat mehr oder weniger akzeptiert, dass Russland in Syrien ist, und sogar die USA und Israel) – in der Ukraine: SEHR HOCH (in der EU)

 

Ist eine russische Intervention nach internationalem Recht gerechtfertigt? In Syrien: JA, selbstverständlich – in der Ukraine: JA, aber nicht selbstverständlich

 

Gibt es beim Ergebnis des Konfliktes große ökonomische und soziale Auswirkungen? In Syrien: NEIN – in der Ukraine: JA

 

Ist Russland bei der Lösung des Konfliktes unter Zeitdruck? In Syrien: NEIN – in der Ukraine: NEIN

 

Wie ihr seht, haben die 10 Charakteristika des Konfliktes in der Ukraine und Syrien nur eine Gemeinsamkeit:

 

Dass Russland bei der Lösung unter keinem Zeitdruck steht.

 

Ich würde sogar argumentieren, dass die Zeit in beiden Konflikten sehr stark zum Vorteil Russlands spielt (beachten Sie, dass ich nicht gesagt habe, dass sich die lokale Bevölkerung in der Ukraine und Syrien in der gleichen Position wie Russland befindet – für sie ist jeder Tag ein Alptraum).

 

Die beiden wichtigsten Vergleichsmerkmale sind die Gefahr, dass der Konflikt zu einer umfassenden und direkten Konfrontation der Supermächte eskaliert, was leicht zu einem Atomkrieg eskalieren könnte. Dies ist in der Ukraine höchst unwahrscheinlich und in Syrien sehr wahrscheinlich.

 

Warum?

Schauen Sie sich nur die aktuellen Konfrontationen in den beiden Ländern an: In der Ukraine warnen die Novorussen vor einer Konzentration der UkroNazis bei Mariupol; in Syrien sind die russischen Marine- und Luftstreitkräfte bereit, USN-Schiffe zu versenken, wenn sie den Auftrag erhalten. Sehen Sie den Unterschied in Größe und Qualität?!

 

Aus diesen Gründen glaube ich, dass wir die russische Haltung in diesen beiden Konflikten getrennt betrachten müssen.

 

Syrien

 

Ich habe viel über die russische Haltung in Syrien geschrieben und werde daher nur eine kurze Zusammenfassung geben.

 

– Der Konflikt in Syrien positioniert die russischen und US-amerikanischen Streitkräfte in sehr unmittelbare Nähe. Darüber hinaus ist die russische Militäreinsatztruppe in und bei Syrien sehr klein und kann einem entschlossenen Angriff der USA/CENTCOM/NATO nicht widerstehen. Im Falle eines Angriffs müssen die Russen schnell ihre Langstrecken-Cruise Missiles einsetzen, die sich in Russland befinden (oder in einem Hafen liegen). Was werden die USA tun, wenn das passiert?

 

– Es gibt überhaupt keinen Grund zu glauben, dass die US-Seite rational (oder sogar proportional) reagieren wird, wenn US-Basen oder Schiffe bei einem russischen Gegenangriff zerstört werden: Der politische Druck, den Russen „eine Lektion zu erteilen“, zu zeigen, dass die USA „das größte Militär der Geschichte haben“, und der ganze Rest des typischen US-Flaggenschwenkens wird Trump zwingen zu zeigen, dass er der MAGA-Präsident ist. Die gegenwärtigen US-Eliten sind nicht nur „nicht vertragsfähig“, sondern sie sind auch ignorant, dumm, arrogant, und sie haben auch ein immenses Gefühl der Selbstgerechtigkeit, eine messianische Ideologie und einen religiösen Glauben an völlige Straffreiheit. Die Annahme, dass die USA ein „rationaler Akteur“ sind, wäre höchst unlogisch und im Falle eines möglichen Atomkriegs völlig unverantwortlich.

 

– Wladimir Putin wurde vom russischen Volk gewählt, um dessen Interessen zu schützen und zu bewahren, nicht die Interessen des Volkes der Ukraine oder Syriens. In erster Linie besteht seine Hauptaufgabe darin, das russische Volk zu schützen, und das bedeutet wiederum, dass er alles in seiner Macht Stehende tun muss, um eine Konfrontation der Supermächte zu vermeiden, unter der das russische Volk immens leiden würde.

 

Ich persönlich unterstütze die russische Entscheidung, in Syrien zu intervenieren, voll und ganz, aber ich war sehr besorgt über die Gefahren, die mit einer solchen Operation vom ersten Tag an verbunden waren. Ich glaube, dass die Russen bisher eine hervorragende Arbeit geleistet haben:

 

Sie haben das syrische Volk vor dem Albtraum der Takfiris gerettet, sie haben es der syrischen Regierung ermöglicht, zu überleben und den größten Teil des syrischen Volkes zu befreien, und sie haben die Pläne A, B, C, D usw. von bereits zwei (ziemlich bösen, wenn auch inkompetenten) US-Regierungen umfassend vereitelt.

 

Bisher ist die russische Intervention in Syrien ein erstaunlicher Erfolg. Deshalb sind die US-Amerikaner auch so verzweifelt nach allem, was wie ein „Sieg“ für die „größte Nation der Welt“, „Land der Freiheit, Heimat der Tapferen“, bla, bla, bla, bla aussehen würde…. Und doch muss Russland, damit diese russische Operation ein echter Erfolg wird, alles tun, was es kann, um die potenziellen Interventionskosten für die Anglozionisten gleichzeitig zu erhöhen und ihnen jede politische Belohnung eines US-israelischen Angriffs zu verweigern. Ich würde das nicht „die andere Wange hinhalten“ nennen, sondern es als „Schlag für Schlag absorbierend“ bezeichnen (besonders wenn die „Schläge“ so weit unwirksam sind, dass sie fast völlig symbolisch sind!), bis deinen Gegnern der Atem ausgeht, während man die Realität vor Ort verändert“. Vergleichen Sie die Situation in Syrien von vor 2 Jahren und heute und sagen Sie mir: Wer gewinnt hier?

 

Die einzig mögliche Schlussfolgerung ist, bisher zumindest, dass die russische Politik zu Syrien ein enormer Erfolg war.

 

Sehen wir uns jetzt den Konflikt in der Ukraine an:

 

Die Ukraine

 

Hier muss ich gestehen, dass ich viel skeptischer bin. Erstens: Obwohl ich verstehe, dass dies eine schwierige Entscheidung war, muss ich zugeben, dass ich mich immer noch frage, ob es richtig war, die Ukronazi-Junta anzuerkennen, die in Kiew an die Macht kam.

 

Warum hat sich der Kreml bereit erklärt, sich mit ihnen einzulassen, obwohl sie durch einen gewalttätigen neonazistischen Staatsstreich an die Macht gekommen sind, der von einer kleinen Zahl von Hardcore-Extremisten ausgeführt wurde und einen direkten Verstoß gegen ein am Vortag unterzeichnetes internationales Abkommen darstellte?

 

Wenn es in der EU legal ist, Hakenkreuze oder gar „revisionistische Bücher“ zu verbieten (und Leute einzusperren, die sie geschrieben haben!), wie kommt es dann, dass ein echtes Nazi-Regime, das durch Gewalt an die Macht kam, sofort anerkannt wird?

 

Nun, wir wissen, dass das AngloZionistische Imperium der Gipfel der Heuchelei ist, aber die Anerkennung dieser Bande korrupter und hasserfüllter Schläger durch Russland wirft viele sehr beunruhigende Fragen auf. Schließlich, wie schwer war es für die Russen zu sehen, dass das einzig mögliche Ergebnis eines NS-Coups in Kiew ein Bürgerkrieg war? Denn wenn ich, nur mit Hilfe offener Quellen, den Bürgerkrieg in der Ukraine bereits am 30. November 2013 vorhersagen konnte – https://thesaker.is/the-gates-of-hell-are-opening-for-the-ukraine/

– dann wäre die riesige und hochkompetente russische Geheimdienstgemeinschaft viele Monate und sogar Jahre vor mir zu den gleichen Schlussfolgerungen gekommen! Warum hat der Kreml also ein Regime anerkannt, das sofort einen blutigen Bürgerkrieg auslösen würde? Nochmals, beunruhigende Fragen.

 

Dennoch werde ich den Kreml nicht in Frage stellen, da der Präsident und seine Helfer viel mehr Informationen darüber hatten, welche Entscheidungen sie treffen sollten, als ich es tue, selbst im Nachhinein.

 

Viel mehr beunruhigt mich der Mangel an russischen Wirtschaftssanktionen gegen die Ukraine, vor allem angesichts eines fast endlosen Stroms von Gräueltaten, Provokationen und feindlichen Handlungen. Es scheint, dass die Russen nach den Piraterieakten der Ukronazi im Asowschen Meer endlich entschieden haben, dass genug genug ist und dass die Ukros für ihre Piraterie einen hohen Preis (in wirtschaftlicher Hinsicht) zahlen müssen. Aber das ist sehr wenig und sehr spät. Was braucht es, damit Russland wirklich ernst macht? Einen blutigen Terroranschlag von Ukronazis in Russland vielleicht?

 

Nach der Ermordung von Alexander Sachartschenko fordern nun immer mehr russische Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens die Anerkennung von DNR und LNR durch Russland. Offen gesagt, kann ich dem nur zustimmen. Genug ist genug, zumal es in Kiew niemanden gibt, mit dem man verhandeln kann, und es wird auf absehbare Zeit auch niemanden geben. Darüber hinaus muss die Junta an der Macht für ihre ständigen Provokationen bezahlen, und ich glaube, dass Russland einige schwere Wirtschaftssanktionen gegen die Ukronazi-Führer und gegen die Ukraine selbst verhängen sollte. Schaut euch diese beiden Fakten an und sagt mir, ob ihr hier auch ein Problem seht:

 

– Der russische FSB (dessen Ermittler in Donetsk sind) hat erklärt, dass der ukrainische SBU hinter dem Mord an Alexander Sachartchenko steckt.

– Russland ist der größte Wirtschaftsinvestor in der Ukraine

 

Ergibt das für euch einen Sinn?!

 

Was die Minsker Abkommen betrifft, die sowieso Totgeburten waren, so haben die Ukronazis mit Worten und Taten bewiesen, dass sie überhaupt nicht die Absicht haben, sie umzusetzen. Ich verstehe, dass die Entscheidungsträger im Kreml das auch erkennen und dass ihr Ziel nicht darin besteht, darauf zu warten und zu hoffen, dass die Ukros mit der Umsetzung dieser Abkommen beginnen, sondern dass sie diese Abkommen als „Haken“ nutzen, um das Regime in Kiew langsam weiter zu schwächen. Ebenso sehe ich den Vorteil, die LNR/DNR nicht anzuerkennen:

 

So wie die USA in der Ukraine ein Anti-Russland geschaffen haben, so haben die Russen im Donbass eine Anti-Ukraine geschaffen. Ich denke jedoch, dass diese Strategie inzwischen ihren Nutzen überlebt hat und dass der Schutz des Volkes des Donbass als wichtiger angesehen werden sollte als die Schwächung des NS-Regimes in Kiew. Und doch hat der Sprecher von Wladimir Putin gerade (wieder einmal) folgendes erklärt:

 

 

„Nach der Verübung dieses Terroranschlags ist es sehr schwierig, mit der ukrainischen Seite etwas zu besprechen, aber das bedeutet nicht, dass Russland sich aus dem Minsk-Prozess zurückzieht“.

 

Macht das für euch Sinn?!

 

Wenn das russische Militär offen in den Donbass eingreift (wie auf der Krim), gibt es absolut nichts, was die Ukros, die NATO, die EU oder die USA dagegen tun können. Das ist nicht Syrien, und hier haben die Russen einen großen, überwältigenden militärischen Vorteil.

 

(Nebenbemerkung:

 

Deshalb ist militärisch gesehen die ganze „Einkreisung“ Russlands durch US/NATO-Militärbasen unsinnig. Ebenso wie die baltisch-polnischen Anträge auf Aufnahme von US/NATO-Basen auf ihrem Territorium.

 

Moderne Supermachtkonflikte haben nicht wirklich Frontlinien und Rückseiten, sondern werden meist in der Tiefe des Kriegsschauplatzes ausgetragen. Indem das Imperium die US/NATO-Basen so nah an Russland platziert, macht es nur die Zielliste der russischen Waffensysteme immer länger und länger, was zu mehr Feuerkraft und mehr Redundanz für den russischen Angriff führt. Dieses gesamte „Einkreisungsgeschäft“ ist ein typisch neokonservativer ideologischer Unsinn.

 

Mein Favorit? Wenn die Schiffe der US-Navy ins Schwarze Meer segeln, wo die Überlebenszeit eines jeden Schiffes in Minuten gemessen wird, sobald die Russen beschließen, es zu versenken. Dito für den Persischen Golf, der übrigens ein schrecklicher Ort ist, um USN-Schiffe hinzuschicken. Sollte das Imperium einen Angriff auf den Iran anordnen, würde es wahrscheinlich damit beginnen, alle USN-Schiffe aus dem Persischen Golf zu spülen (es sei denn, das Pentagon will eine Stolperdrahttruppe oder eine Wiederholung einer False Flag-Operation á la „USS Liberty“ als Vorwand für einen Angriff).

 

Nicht nur, dass die Ukro-Armee in 24-36 Stunden nicht mehr als Kampftruppe fungieren wird (die meisten Männer werden übrigens überleben, nur als Kampfuntereinheiten und -einheiten wird die Ukro-Armee aufhören zu existieren), sondern die NATO wird auch nicht in der Lage sein, einzugreifen.

 

Es besteht keine Gefahr einer Eskalation im Donbass, insbesondere keine nukleare. Im Gegensatz zu Syrien wird jedoch jede offensichtliche russische Intervention in den Donbass immense politische Folgen für Europa haben: All die winzigen schüchternen Schritte, die von den EU-Führungskräften unternommen wurden, um eine Art unabhängige Außenpolitik zu betreiben (ich denke zum Beispiel an Nord Stream 2), werden sofort von einem riesigen Chor russophober Hysterie der AngloZionistischen Marionettenregime in Osteuropa zerschlagen werden.

 

Um die Wahrheit zu sagen, bisher war die russische Politik der Entsendung von Ausrüstung (Voentorg) und Spezialisten (North Wind) sehr erfolgreich. Die Russen schafften es, die Ukronazis ohne direkte Intervention zu besiegen (mit einigen kleinen Ausnahmen wie einigen Spezialeinheiten, einigen Artillerieschlägen und einigen Hilfen zur Schaffung einer De-facto-Luftsperrzone über dem Donbass). Das Problem ist, dass die Junta angesichts der Tatsache, dass Poroschenko so unbeliebt ist und die Ukraine zu einem gescheiterter Staat wird (was sie schon seit einiger Zeit ist), durchaus beschließen könnte, erneut mit einer neu organisierten, neu ausgebildeten, neu ausgerüsteten und verstärkten militärischen Streitmacht (zumindest auf dem Papier) anzugreifen. Und wenn sie gegen die Novorussen verlieren – was sie wahrscheinlich tun werden -, dann können sie alle ihre eigenen selbstverschuldeten Katastrophen auf die russische Militärintervention schieben.

 

Schließlich, wie ich in der Vergangenheit geschrieben habe, besteht das große Problem darin, dass die AngloZionisten sehr wenig riskieren, wenn sie ihren ukronazischen Vertretern sagen, sie sollen Novorossia angreifen. Oh sicher, viele Ukrainer werden sterben, aber es ist den AngloZionisten egal, und wenn die Ukro-Armee fähig genug ist, eine russische Militärintervention zu erzwingen, dann gewinnt das Imperium politisch. Das einzig schlechte Szenario für das Imperium wäre, wenn die LNR/DNR-Kräfte die Ukros zum dritten Mal besiegen könnten, wiederum ohne offensichtliche russische Intervention, was durchaus möglich ist.

 

Aus russischer Sicht verstehe ich, dass eine offene Intervention im Donbass politisch und wirtschaftlich sehr kostspielig wäre. Ich glaube jedoch, dass es sich nicht um eine „Alles oder Nichts“-Situation handelt. Russland muss sich nicht entscheiden, ob es nichts tut oder seine Panzer nach Kiew schickt. Russland hat die Möglichkeit, die Schrauben in Kiew anzuziehen, ohne es zu übertreiben. Zumindest könnte Russland schmerzhafte Wirtschaftssanktionen verhängen. Der Kreml könnte dem Regime in Kiew auch sagen, dass es rote Linien gibt (einschließlich Terroranschlägen in Novorossia, der Krim oder anderswo in Russland), die nicht überschritten werden sollten, und dass Russland einer Provokation der Ukronazis nicht zusehen wird.

 

Abschließend möchte ich sagen, dass die russische Politik gegenüber der Ukraine eine gemischte Angelegenheit mit einigen echten Erfolgen und einigen wahrscheinlich weniger idealen Antworten war. Ich glaube, dass der Kreml politische und wirtschaftliche Mittel in Betracht ziehen sollte, um gegen die Politik der Ukronazis vorzugehen und sich gleichzeitig so lange wie möglich von jeder offensichtlichen militärischen Operation fernhalten sollte (d.h. wenn die Ukronazis nicht drohen, Novorossia zu überrennen).

 

Nachdem wir diese beiden Konflikte verglichen und einander gegenübergestellt haben, betrachten wir nun das Gesamtbild. Schließlich spricht Paul Craig Roberts mit seiner Frage die Zukunft unseres gesamten Planeten an: „Kann man Krieg vermeiden und den Planeten retten?“. Und er hat völlig Recht: Es geht hier nicht nur um das Ergebnis eines lokalen oder regionalen Konflikts, sondern um die Zukunft unseres gesamten Planeten.

 

Das größere Bild: Der existentielle Krieg zwischen Russland und dem Imperium

 

Die USA und Russland befinden sich bereits seit einigen Jahren im Krieg. Ja, dieser Krieg ist zu etwa 80% informativ, zu 15% wirtschaftlich und nur zu 5% kinetisch. Aber das kann sich sehr schnell ändern. Die Hauptgründe für diesen Krieg sind nicht nur die übliche Mischung aus Großmachtrivalitäten, wirtschaftlichen und finanziellen Kämpfen, dem Wunsch, Rohstoffe zu kontrollieren, oder strategischen geografischen Standorten. Diese sind auch diesmal alle vorhanden, aber der tiefere Grund für diesen Krieg ist, dass Russland und die USA zwei sich gegenseitig ausschließende Zivilisationsmodelle darstellen.

 

Ganz kurz gesagt, Russland will eine multipolare Welt, in der sich jedes Land frei entwickeln kann, wie es sein Volk für richtig hält, und in der das Völkerrecht die Beziehungen zwischen den Nationen regelt. Das Imperium steht, naja, natürlich für sich selbst. Das bedeutet, dass es eine einzige Welthegemonie will, die von den AngloZionisten regiert wird.

 

Darüber hinaus steht Russland für traditionelle moralische und spirituelle Werte, während das Imperium für Gier, Globalismus und die Zerstörung aller Traditionen und moralischen Werte steht.

 

Es ist ziemlich offensichtlich, dass diese beiden Systeme nicht nebeneinander existieren können. Sie stellen eine existenzielle Bedrohung für einander dar.

 

Russland wird entweder souverän werden oder versklavt.

 

Das Imperium wird entweder den Planeten kontrollieren oder zerfallen. Tertium non datur – ein Drittes gibt es nicht.

 

Die Russen verstehen das voll und ganz, ebenso wie die Führer des transnationalen AngloZionistischen Imperiums. Ihr denkt, dass ich übertreibe? Nun, seht selbst, was die Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen zu diesem Thema zu sagen hatte: (Hervorhebung hinzugefügt)

 

Wir erleben historische Veränderungen in der gesamten Bedrohungslandschaft…. Das Kräfteverhältnis, das das internationale System seit Jahrzehnten geprägt hat, ist dabei sich zu zersetzen. Amerikas unipolares Moment ist in Gefahr. Machtvakuen entstehen weltweit und werden schnell von feindlichen Nationalstaaten, Terroristen und transnationalen Kriminellen gefüllt. Sie alle haben ein gemeinsames Ziel: Sie wollen unsere Lebensweise stören – und viele schüren Chaos, Instabilität und Gewalt.

 

 

 

Abgesehen von der völlig heuchlerischen Bemerkung am Ende über „Chaos, Instabilität und Gewalt“ (die bei weitem die größten US-Exporte sind), liegt sie genau richtig. Daher die aktuellen Spannungen.

 

Es besteht die sehr reale Möglichkeit, dass dieser Krieg plötzlich zu 100% kinetisch wird. Das verstehen auch die Russen, und deshalb bereiten sie sich seit einigen Jahren auf den Dritten Weltkrieg vor.

 

Wie ich bereits mehrfach gesagt habe, sind die US-Streitkräfte nicht in der Lage, einen konventionellen Krieg gegen Russland zu führen, und die jüngsten russischen Fortschritte in der Militärtechnologie haben die US-Marine und die Luftwaffe mehr oder weniger nutzlos gemacht.

 

Die nukleare Triade der USA ist jedoch immer noch voll funktionsfähig und reicht mehr als aus, um Russland zu zerstören.

 

Russland hat daher auch seine strategischen Abschreckungskapazitäten drastisch erhöht und damit alle ABM-Maßnahmen der USA nutzlos gemacht.

 

Nach dem alten Motto si vis pacem, para bellum, hat Russland nun eine ganze Familie neuer Waffensysteme entwickelt, die die USA von jedem Angriff abhalten sollen (siehe die Analyse von Andrej Martyanov – http://www.unz.com/article/the-implications-of-russias-new-weapons/

– und meine eigene – http://www.unz.com/tsaker/newly-revealed-russian-weapons-systems-political-implications/).

 

Putins Plan ist ganz offensichtlich: Er hofft, dass Russland in der Lage sein wird, die Führer der Vereinigten Staaten davon zu überzeugen, dass ein Angriff auf Russland selbstmörderisch wäre. Jetzt kann Russland nur noch versuchen, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um einen solchen Konflikt zu vermeiden.

 

Paul Craig Roberts präsentiert uns ein sehr düsteres Bild, wenn er das sagt:

Die Menschen im Westen, mit denen er (Putin) es zu tun hat, sind Idioten, die seine Staatskunst nicht zu schätzen wissen. Jedes Mal, wenn Putin die andere Wange sozusagen hinhält, steigern sich die Beleidigungen und Provokationen nach oben (….) Der Grund, warum Putin meiner Meinung nach eine bessere Arbeit leisten muss, um sich gegen Washington zu behaupten, ist, dass ich aufgrund der Geschichte glaube, dass die Beschwichtigung weitere Provokationen fördert, und es kommt der Punkt, an dem man sich ergeben oder kämpfen muss.

 

Leider kann ich Paul Craig Roberts nur voll und ganz zustimmen, und ich habe das in meinem Artikel „Jedes ‚Klick‘ bringt uns näher an den Knall!“ erklärt.

http://www.unz.com/tsaker/each-click-brings-us-one-step-closer-to-the-bang/

 

Die abschließenden Worte darin lauten:

 

Ich kann die Tatsache nicht ignorieren, dass jedes „Klick“ uns dem „Knall“ einen Schritt näher bringt. Und das legt mir nahe, dass die einzig wirkliche Lösung für diese gefährliche Situation darin besteht, einen Weg zu finden, den Finger, der auf den Abzug drückt, zu entfernen oder, besser gesagt, dem Irren die Waffe wegzunehmen, mit der er uns alle bedroht.

 

Das ist, glaube ich, der Kern der russischen Politik gegenüber den Vereinigten Staaten: der Versuch, einen Weg zu finden, den AngloZionistischen Finger vom nuklearen Auslöser der USA zu lösen. Das ist eine schwierige und komplizierte Aufgabe, die nur sehr sorgfältig angegangen werden kann, Schritt für Schritt. Und ja, diese Strategie impliziert, dass man manchmal scheinbar sanftmütig „die andere Wange hinhält“, während man in Wirklichkeit versucht, dem Irren keinen Grund zum Abdrücken zu geben.

 

Betrachten Sie es so: Was ist der größte Fehler, den die USA derzeit machen? Die US-Führer erkennen nicht (oder, schlimmer noch, kümmern sich nicht darum), dass die Aktionen der USA Russland in eine Ecke treiben, aus der es sich nicht zurückziehen kann.

 

Damit zwingen sie Russland, sich zu behaupten, erforderlichenfalls auch mit militärischer Gewalt. Was wäre der Sinn darin, dass die Russen genau das Gleiche tun und die Neokons in eine Ecke drängen, in der sie erkennen würden, dass sie sich nicht zurückziehen können?

 

Bitte beachtet, dass das Verständnis dessen, was für euren Feind inakzeptabel ist (um die „Belastungsgrenze“ in der Verhandlungstheorie zu erreichen), keineswegs bedeutet, dass man mit den Werten oder der Sichtweise seines Feindes einverstanden ist. Wir müssen die anglozionistische messianische Ideologie und Weltsicht nicht als alles andere als abstoßend und wahnhaft empfinden, um die Tatsache zu verstehen, dass, wenn sie offen und direkt herausgefordert werden, die AngloZionisten zuschlagen werden, höchstwahrscheinlich auf eine völlig unverantwortliche und sogar selbstmörderische Weise. So besteht die einzig mögliche Strategie darin, das Imperium langsam zu schwächen, ohne seinen Führern jemals das eindeutige Signal zu geben, dass das, was Russland wirklich anstrebt, ihr völliges Ende ist. Und noch einmal, wenn das bedeutet, ihnen die Illusion zu vermitteln, dass Russland „die andere Wange hinhält“, dann ist das der Preis, den man zahlen muss, um mehr Zeit zu gewinnen und das Imperium weiter zu schwächen.

 

 

 

Diese Strategie kann jedoch nicht ewig aufrechterhalten werden, schon allein deshalb nicht, weil Beschwichtigung zu weiterem Missbrauch führt. Jedes Mal, wenn Russland den Dritten Weltkrieg erfolgreich meidet, interpretieren die Schwachköpfe in Washington DC dies als ein weiteres Zeichen dafür, dass „Russland schwach ist, und wir sind stark, wir sind die Besten, wir sind die Besten, wir sind unbesiegbar“ und dann planen sie eine weitere Eskalation vder Spannungen und Feindseligkeiten.

 

 

 

Deshalb denke ich, dass jeder Konflikt von Fall zu Fall geprüft werden muss. In Syrien scheint es sinnvoll, „die andere Wange hinzuhalten“, um den Dritten Weltkrieg zu vermeiden. In der Ukraine, wo ein solches Risiko nicht besteht, muss diese Strategie grundlegend überdacht werden. In Syrien befinden sich russische und US-amerikanische Streitkräfte in unmittelbarer Nähe und stehen sich gegenüber; in der Ukraine sind die Streitkräfte der Ukronazis jedoch Stellvertreter der NATO, und so wirken sie wie ein Puffer, der die Risiken einer schnellen und unkontrollierten Eskalation reduziert. Russland kann das zu seinem Vorteil nutzen.

 

 

 

Ich möchte noch Folgendes hinzufügen: Sollte Russland beschließen, energischer dagegen zu halten, wird es das nicht flächendeckend tun, sondern nur in bestimmten Fällen und spezifischen Konflikten. Ein stärkerer Widerstand in Syrien wird nicht automatisch einen stärkeren Widerstand in der Ukraine bedeuten und umgekehrt. Die russische Militärstrategie legt, ebenso wie die russischen Politiker, großen Wert auf die Konzentration der Kräfte auf die Hauptangriffsachse, nicht auf das gesamte Schlachtfeld. Diese ganze Vorstellung von „hart sein“ (Verbrechen, Drogen, Terror, etc.) ist sehr US-amerikanisch. Russen denken überhaupt nicht so. Sie werden die gesamte Einstellung des Feindes studieren und die Stelle auswählen, an der ein (Gegen-)Angriff am sinnvollsten ist. Erwartet also nicht, dass Putin plötzlich aufhört, „die andere Wange hinzuhalten“ und „den Amerikanern klare Kante zeigen wird“. So wird es einfach nicht ablaufen. An manchen Stellen werden die Russen scheinbar nachgeben, während sie an anderen den Druck erhöhen. So werden alle Kriege gewonnen.

 

 

 

Der interne Faktor: Die Fünfte Kolonne

 

 

 

Wie ich bereits mehrfach in der Vergangenheit erwähnt habe, hat Wladimir Putin auch mit einer prowestlichen und prozionistischen Fünften Kolonne im Kreml und ganz allgemein im Staatsapparat zu kämpfen. Ich nenne diese Fünfte Kolonne die atlantischen Integrationisten (im Gegensatz zu den eurasischen Souveränisten), aber wir könnten sie auch den Washington Consensus/IMF/WTO/WB/etc/ nennen oder dem Beispiel von Gary Littlejohn folgen und sie „Unterstützer internationaler Finanzinstitutionen“ nennen (außer, dass ich sie nicht „Unterstützer“ nennen, sondern als „Agenten“ bezeichnen würde). Aber egal welchen Begriff wir verwenden, es ist wichtig, immer daran zu denken, dass diese Fünfte Kolonne die größte Bedrohung bleibt, der Putin und Russland ausgesetzt sind, und Putin muss dies bei jeder Entscheidung, die er trifft, im Auge behalten. Bisher hat sich diese Fünften Kolonne vor allem auf das konzentriert, was ihr am Herzen liegt – Geldfragen und Innenpolitik – und es dem Militär und den Sicherheitsdiensten überlassen, sich mit dem zu befassen, was ihnen am Herzen liegt: dem Schutz der russischen Souveränität und Außenpolitik. Aber Sie können sicher sein, dass, wenn Putin jemals einen Fehler macht (auch wenn er keinen macht sondern nur einen zu machen scheint), sie sich auf ihn stürzen und alles tun werden, was sie können, um ihn entweder gleich zu verdrängen oder ihn und seine Anhänger zumindest zu zwingen, ihrer tückischen Agenda zuzustimmen: zum Albtraum der 90er Jahre zurückzukehren: ein Totalausverkauf Russlands an die AngloZionisten.

 

 

 

Fazit: Einfache Wahrnehmungen gegen eine komplexe Realität

 

 

 

Verhält sich Russland also wie ein Tyrann (wie die USA/EU sagen), oder reagiert es angemessen, wenn es nötig ist (wie die meisten Putin-Anhänger glauben), oder hält es sanftmütig die andere Wange hin (wie Paul Craig Roberts folgert)? Ich würde sagen, dass keine dieser Charakterisierungen korrekt ist und dass die Realität einfach viel komplexer ist.

 

 

 

Zum einen zeigen die Beispiele Südossetien und Krim, dass Putin bereit ist, bei Bedarf energische militärische Maßnahmen zu ergreifen. Aber in anderen Fällen zieht er es vor, jede Konfrontation zu verzögern. Im Falle Syriens macht das Sinn. Im Falle der Ukraine ist dies weniger der Fall. Darüber hinaus ist Russland nach wie vor nur ein teilweise souveränes Land, und die Macht der Fünften Kolonne beeinflusst die russische Entscheidungsfindung nach wie vor stark, insbesondere in nicht zeitkritischen Fällen (Südossetien und Krim sind perfekte Beispiele für eine zeitkritische Situation). Deshalb erscheinen russische Aktionen oft als widersprüchliche Zickzackbewegungen (selbst wenn sie es nicht sind). Die Russen haben auch noch eine eher schwache Öffentlichkeitsarbeit Beispiele dazu siehe hier:

 

 

 

Making sense of a few rumors about Russian aircraft, tanks, and aircraft carriers

 

 

 

Making sense of Russian political ambiguities

 

 

 

What is really wrong with Russia Today and Sputnik? (UPDATED)

 

(Anm.d.Ü.: den dritten link findet man in deutscher Übersetzung in meinem Archiv Oktober 2017 – https://www.theblogcat.de/archiv/archiv-2017/oktober-2017/ –)

 

 

 

Dieses Wahrnehmungsproblem wird durch die bedauerliche Tatsache verschärft, dass ein Großteil der englischsprachigen, russisch geprägten Blogosphäre grob gespalten ist:

 

 

 

Auf der einen Seite gedankenloses Cheerleading kombiniert mit eindringlichen Leugnungen, dass es überhaupt Probleme gibt.

 

 

 

Andererseits dienen defätistische „alles ist verloren“ oder „Putins Ausverkauf“ Kommentare nur dazu, die Sache weiter zu verwirren.

 

 

 

Sie alle sind gleichermaßen falsch. Schlimmer noch, sie schaden beide Russland im Allgemeinen und Putin im Besonderen (leider haben sich die meisten von ihnen an ihre Finanzinvestoren verkauft und sind mehr daran interessiert, diesen oder jenen Oligarchen zu gefallen als daran, ehrlich zu sein).

 

 

 

Russische Politik sollte dialektisch betrachtet werden: als sich entwickelnde Prozesse, die oft den Samen ihres eigenen Widerspruchs enthalten, aber am Ende doch enorm erfolgreich sind, zumindest bisher. Anstatt von Putin Perfektion oder Unfehlbarkeit zu erwarten, sollten wir ihm unsere bedingte und kritische Unterstützung anbieten. Tatsächlich würde ich sogar sagen, dass Putin und die eurasischen Souveränisten sehr wohl von der kritischen Unterstützung profitieren können, da es ihnen eine Rechtfertigung liefert, Korrekturmaßnahmen zu ergreifen (z.B. hat Putin das vorgeschlagene Projekt zur Rentenreform bereits, wenn auch nur minimal, als direkte Folge eines massiven öffentlichen Aufschreis geändert). Man könnte es auch so ausdrücken: Jedes Mal, wenn die russische Öffentlichkeit über Ukronazi-Aktionen empört ist oder die Wahrnehmung, dass Russland sanftmütig die andere Wange hinhält, rückt der Tag näher, an dem Russland endlich die beiden Novorussischen Republiken anerkennen wird. Im Moment höre ich in den russischen Medien (einschließlich der staatlichen Medien) viel über immense Frustration, Ekel und Wut, und die Forderung, dass der Kreml eine viel härtere Linie bei den Ukros in Kiew einschlagen soll. Volkszorn ist eine mächtige Waffe, die Putin gegen seine Feinde, sowohl intern als auch extern, einsetzen kann.

 

 

 

Folgen wir also dem Beispiel von Paul Craig Roberts und stellen weiterhin die schwierigen Fragen und bleiben wir der russischen Politik gegenüber kritisch.

 

https://www.theblogcat.de/uebersetzungen/saker-07-09-2018/

https://thesaker.is/reply-to-paul-craig-roberts-crucial-question/